Bettenburgen

Pinakothek der Moderne widmet sich innovativer Klinikarchitektur

Wer kennt nicht diesen abstoßenden Geruch in Krankenhäusern? Der muss nicht sein. Und selbst architektonisch ließe sich einiges verbessern, damit Patienten und Mitarbeiter sich wohlfühlen. Das zeigt eine aktuelle Ausstellung in München.

Veröffentlicht:
Auch in Bayern gibt es Beispiele moderner Krankenhausarchitektur – fernab reiner Betonanballung.

Auch in Bayern gibt es Beispiele moderner Krankenhausarchitektur – fernab reiner Betonanballung.

© Uwe Lein/picture alliance

München. Geplant war diese Ausstellung in der Münchner Pinakothek der Moderne schon länger. Angesichts der zuletzt heiß diskutierten Krankenhausreform könnte sie indes aktueller nicht sein. Viele Kliniken in Deutschland stehen vor immensen Herausforderungen. Sie entsprechen nicht mehr heutigen Standards, müssen renoviert oder gar abgerissen werden. Das bietet eine Chance, über innovative Modelle nachzudenken. Wie gelungene Beispiele aussehen können, ist bis 21. Januar 2024 unter dem Titel „Das Kranke(n)haus. Wie Architektur heilen hilft“ zu sehen.

„Die deutsche Krankenhauslandschaft wird sich verändern. Die vor Jahren zaghaft einsetzende Konzentration, die Schließung einiger, weniger Standorte oder deren Zusammenlegung, muss beschleunigt werden“, heißt es im Katalog. Als vielversprechend gelte das Prinzip der „heilenden Architektur“. Dieser neue Ansatz gehe auf die Bedürfnisse kranker Menschen ein. Schau und Katalog werfen erstmals einen wissenschaftlichen Blick auf diesen Typus Krankenhaus.

Anspruchsvollste Bau-Aufgabe

Der Bau eines Krankenhauses gilt für Fachleute als anspruchsvollste Aufgabe überhaupt. Kaum ein anderes Gebäude sei so stark geprägt von den darin stattfindenden Prozessen. Es dient einer Vielzahl unterschiedlicher Menschen – als Arbeitsplatz und als Ort der Gesundung, rund um die Uhr, jeden Tag, für alle Altersgruppen. Die Aufenthaltsdauer variiert von Stunden bis hin zu Wochen und Jahren. Eingesetzte Materialien müssen möglichst schadstoff- und emissionsfrei sein und höchste hygienische Anforderungen erfüllen.

Im Krankenhaus ist ein sozialer Sinn gefragt, aber auch finanziell muss es stimmen. Dazu kommen administrative Zwänge und politische Verstrickungen. Die fachliche Logik basiert auf der Medizin, berührt aber existenzielle Fragen von Leben, Tod und Leiden. Die Ausstellung, Resultat eines wissenschaftlichen Forschungsprojekts der TU München, hat sieben Faktoren der Krankenhausarchitektur festgestellt, die beeinflussten, wie Patienten im Krankenhaus Stress erlebten.

Wie etwa sieht es mit Privatheit aus? Die Architektur sollte ermöglichen, dass es der Kranke selbst in der Hand habe, in welchem Ausmaß er gesehen oder gehört werden möchte und umgekehrt. Raumproportionen und -maße gelte es deshalb so anzulegen, dass Identifikations- und Schutzräume entstünden. Zugleich aber dürfe niemand das Gefühl haben, verloren zu gehen. Auch Sinneseindrücke spielten eine zentrale Rolle für das physische und psychische Wohlbefinden.

Vorbilder aus aller Welt

Der oft als unangenehm empfundene Geruch in einer Klinik könne durchaus so gestaltet werden, dass damit der Heilungsprozess unterstützt werde. Stimmung und Muskelentspannung würden auf diese Weise beeinflusst, krampfartige Schmerzen lösten sich und die Konzentration werde gefördert. Eine wissenschaftlich fundiert gestaltete Geruchslandschaft könne mit geringem Kostenaufwand ein weithin positives Empfinden bewirken, sind die Forscher überzeugt.

In der Schau sind viele großformatige Fotos, Architekturmodelle, Grafiken, Texte, Statistiken und Tabellen zu sehen. Vorgestellt werden vorbildhafte Einrichtungen aus aller Welt wie das Rehab in Basel, Maggie’s Cancer Caring in Schottland, die Kinder- und Jugendklinik in Freiburg, das Universitäts-Hospital in Aarhus oder das Mary Elizabeth’s Hospital in Kopenhagen. Beispiele aus Afrika und Bangladesch sind auch dabei.

Man muss gar nicht so weit gehen. Das südlich von München liegende Krankenhaus Agatharied gilt als eines der Leuchtturmprojekte heilender Architektur in Deutschland. Der 1998 fertiggestellte Neubau ersetzt vier ehemalige Kliniken im Umkreis. Der Komplex gliedert sich in sieben Pavillons, in denen elf Fachabteilungen untergebracht sind. Alle Verbindungswege sind kurz gehalten und natürlich belichtet; alle Patientenzimmer und Arbeitsplätze haben gleichfalls Tageslicht. Mit dem vorwiegend eingesetzten Holz und Glas erinnert der Komplex an ein Hotel im Alpenland. Bewusst! Den Patienten wird so ein heimisches Gefühl suggeriert. Beste Voraussetzung für eine schnellere Genesung. (KNA)

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Kongress-Motto „Resilienz“

DGIM-Präsident Galle: Wie Kollegen den Kopf frei bekommen

Das könnte Sie auch interessieren
Salesforce hilft Kliniken, die Versorgungsqualität zu verbessern

© Salesforce Germany GmbH

Value Based Healthcare

Salesforce hilft Kliniken, die Versorgungsqualität zu verbessern

Kooperation | In Kooperation mit: Salesforce Germany GmbH
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2024

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Eine Sanduhr, durch die Geldstücke fall

© fotomek / stock.adobe.com

Tag der Privatmedizin 2024

Outsourcing: Mehr Zeit für Patienten!

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Buch mit sieben Siegeln oder edles Werk? KI-Idee einer in Leder eingebundenen neuen Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ)

© KI-generiert mit ChatGPT 4o

Exklusiv Entwurf unter der Lupe

Das brächte Ihnen die neue GOÄ

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Detailansicht eines Windrades: Bringt eine ökologisch nachhaltige Geldanlage auch gute Rendite? Anleger sollten auf jeden Fall genau hinschauen.

© Himmelssturm / stock.adobe.com

Verantwortungsbewusstes Investment

„Nachhaltig – das heißt nicht, weniger Rendite bei der Geldanlage!“

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (apoBank)
Manchmal kommt Künstliche Intelligenz ziemlich abstrakt daher. Doch es gibt zunehmend auch konkrete Anwendungen, sogar für Arztpraxen.

© 3dkombinat - stock.adobe.com

Praxisorganisation

Mit KI zu mehr Entlastung fürs Praxisteam

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
Der Empfang der Gynäkologen-Praxis in Gütersloh: Vor allem die starke Patientinnenbindung überzeugte am Ende das MVZ, das die Praxis erwarb.

© Andreas Peters

Praxismanagement

Privatpraxis abzugeben? Das lässt sich regeln!

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Finanzdienstleister MLP
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Kongress-Motto „Resilienz“

DGIM-Präsident Galle: Wie Kollegen den Kopf frei bekommen

Lesetipps
Auch einem CT-Bild ist ein Prostata-Karzinom markiert.

© samunella / stock.adobe.com

Aktualisierung der S3-Leitlinie

Früherkennung von Prostatakrebs: Tastuntersuchung vor dem Aus