Zusatzversicherungen

Policen für die Belegschaft

Im Kampf um die Einstellung und die langfristige Bindung guter Mitarbeiter setzen immer mehr Unternehmen auf die betriebliche Krankenversicherung - und zwar auf Zusatzpolicen. Das rentiert sich nicht nur für Mitarbeiter, auch Firmen profitieren von einer gesunden Mannschaft.

Ilse SchlingensiepenVon Ilse Schlingensiepen Veröffentlicht:
Über ihren Betrieb kommen Mitarbeiter oft an Zusatzversicherungen mit besonders guten Konditionen und günstigen Preisen.

Über ihren Betrieb kommen Mitarbeiter oft an Zusatzversicherungen mit besonders guten Konditionen und günstigen Preisen.

© suedraumfoto/imago

KÖLN. Die betriebliche Krankenversicherung führt in Deutschland nicht länger ein Schattendasein.

Unternehmen interessieren sich zunehmend für Zusatzversicherungen als Mittel der Mitarbeitergewinnung und -bindung, aber auch als Beitrag zu einer besseren Gesundheitsversorgung. Viele private Krankenversicherer sehen das Segment als zukunftsträchtiges Geschäftsfeld.

Bei der betrieblichen Krankenversicherung gibt es zwei Varianten: Entweder zahlt der Arbeitgeber die Policen für die Mitarbeiter, oder die Belegschaft bezahlt die Prämien selbst, erhält über den Betrieb aber Angebote mit besseren Bedingungen und günstigeren Preisen.

Für Uwe Jüttner, Krankenversicherungsexperte beim Versicherungsmakler Aon, stehen die Vorteile der betrieblichen Krankenversicherung außer Frage.

"Der Mitarbeiter bekommt über den Arbeitgeber einen Versicherungsschutz, den er aufgrund einer Vorerkrankung sonst vielleicht nicht bekommen würde."

Bei den Policen für das Belegschaftsgeschäft verzichten die PKV-Unternehmen in der Regel auf eine Gesundheitsprüfung und die sonst üblichen Wartezeiten. Außerdem könnten sich viele Mitarbeiter im Einzelgeschäft die Zusatzversicherungen nicht leisten, argumentiert Jüttner.

Für ihn ist ein weiterer Aspekt wichtig: Die Unternehmen können etwas gegen die Kosten tun, die ihnen durch den krankheitsbedingten Ausfall von Mitarbeitern entstehen.

"Wenn ein Mitarbeiter als gesetzlich Versicherter lange auf einen Operationstermin warten muss, entstehen dem Arbeitgeber direkte Kosten", sagt er.

Augen auf die junge Zielgruppe

Aon verzeichnet eine deutlich steigende Nachfrage von Unternehmen. Gerade mittelgroße Firmen mit 300 und 350 Mitarbeitern interessieren sich für das Konzept.

In Deutschland müsse die betriebliche Krankenversicherung einen höheren Stellenwert bei der Bindung von Fachkräften erhalten, wie es in anderen europäischen Ländern bereits der Fall ist, forderte der hessische Sozialminister Stefan Grüttner (CDU) kürzlich.

"Für mich ist die betriebliche Krankenversicherung einer der wichtigsten Benefits", sagte er. "Arbeitgeber beweisen hierüber soziale Kompetenz gegenüber Mitarbeitern und zeigen, dass ihnen ihre Gesundheit wichtig ist."

Die Versicherungsgruppe Axa ist in der betrieblichen Krankenversicherung aktiv und setzt das Instrument auch bei den eigenen Mitarbeitern ein.

Den gesetzlich versicherten Führungskräften bietet der Versicherer eine Zusatzversicherung an, der ihnen den Status eines Privatpatienten verschafft.

"Gerade bei jungen Mitarbeitern, die neu zur Axa kommen, kommt das Angebot sehr gut an", berichtet Michael Haas, Director Corporate Health & Strategic Projects, bei der Axa Kranken.

Kunden bietet der Versicherer neben dem Spezial-Produkt für die Top-Mitarbeiter eine Reihe von Zusatzpolicen für den Rest der Belegschaft an, etwa für die ambulante und die zahnärztliche Behandlung, Vorsorgeuntersuchungen oder das Krankengeld.

15 Anbieter im Markt

Die Gothaer Kranken verzeichnet in der betrieblichen Krankenversicherung inzwischen doppelt so hohe Zuwächse wie beim Verkauf von Zusatzpolicen an Einzelpersonen.

"Es ist ein Geschäftsfeld mit einem großen Marktpotenzial", sagt Vorstandschef Michael Kurtenbach. Auch bei der Süddeutschen Krankenversicherung legt das Belegschaftsgeschäft stärker zu als der Verkauf von Einzelpolicen.

"Das zeigt, dass der Bedarf da ist", sagt der Vorstandsvorsitzende Klaus Henkel. Die höhere Nachfrage belege, dass sich Unternehmen mehr anstrengen müssen als früher, um als Arbeitgeber attraktiv zu sein.

Die Süddeutsche Kranken bietet sowohl arbeitgeber- als auch arbeitnehmerfinanzierte Tarife an. "Es gibt einen zunehmenden Trend zu Arbeitgeberfinanzierung", sagt Henkel.

Neben den schon länger etablierten Anbietern drängen weitere PKV-Unternehmen in das Segment. Die Allianz Private Krankenversicherung bietet seit dem Frühjahr spezielle Policen für Unternehmen an, die Debeka will 2013 einsteigen.

Nach einer Erhebung des Branchen-Newsletters "Versicherungsjournal" bieten zurzeit 15 PKV-Unternehmen Policen für die betriebliche Krankenversicherung an.

Aon-Experte Jüttner ist vom Siegeszug dieser neuen Form der Arbeitgeber-Leistung überzeugt: "Die betriebliche Krankenversicherung steckt heute am Anfang - dort, wo die betriebliche Altersvorsorge früher einmal war."

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Zukunftsfähiges Policenmodell

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