Praxisnetz in München macht Front gegen MVZ

MÜNCHEN (sto). Im Westen Münchens macht ein Praxisnetz gegen ein fachärztliches MVZ mobil, das voraussichtlich im April am Pasinger Bahnhofsplatz seine Pforten öffnet.

Veröffentlicht:

Wenige hundert Meter davon entfernt ist ein weiteres Medizinisches Versorgungszentrum mit Haus- und Fachärzten geplant, das im nächsten Jahr eröffnen soll.

Nicht nur die etwa 200 Haus- und Fachärzte, die sich im Westen der bayerischen Landeshauptstadt im Praxisnetz "Münchner Ärzte" zusammengeschlossen haben, sind alarmiert. Am Pasinger Bahnhof will die Firma "aescuran Therapieleistungen GmbH", die der EuromedClinic GmbH in Fürth verbunden ist, auf 1500 Quadratmetern ein MVZ eröffnen. Beabsichtigt sei "eine medizinisch hochwertige, fachärztliche Grundversorgung als Ergänzung zu den bestehenden Versorgungsstrukturen".

Das haben die Geschäftsführer Dr. Clemens Ritter v. Kempski und Dr. Christoph Engelbrecht dem Vorstand des Pasinger Praxisnetzes angekündigt und ein "konstruktives Miteinander" angeboten. Daraus wird wohl nichts. "Wir haben uns in Pasing schon vor zehn Jahren zusammengeschlossen, um solche Entwicklungen zu verhindern", erklärte Dr. Bernd Matzner, Allgemeinmediziner in München-Aubing, und hausärztlicher Sprecher des Praxisnetzes.

Auf ein Rundschreiben, das an 390 Praxen in der Umgebung verschickt wurde, hätten sich 220 dezidiert gegen das MVZ ausgesprochen, berichtete die Geschäftsführerin des Praxisnetzes, Nicole Karrer.

Inzwischen habe der Vorstand des Praxisnetzes beschlossen, dass Kollegen, die ihren Vertragsarztsitz an aescuran verkaufen, keine Zuweisungen mehr erhalten sollen. "Wer verkauft, fliegt aus dem Netz", sagte Bernd Maier, Berater und Mitinitiator des Praxisnetzes. Und auch das MVZ selbst solle keine Überweisungen bekommen.

In einem Schreiben an Bayerns Gesundheitsminister Markus Söder (CSU) hat der Vorstand des Praxisnetzes an die Koalitionsvereinbarung erinnert, wonach es für kapitalgemanagte MVZ keine Zulassung geben soll. Das Ministerium habe "sicher Möglichkeiten", Ärzte und Patienten vor Versorgungsstrukturen zu schützen, die ausschließlich unter dem Blickwinkel der Kapitalrendite gesehen werden müssen, appellierte der Netz-Vorstand an Söder.

Darüber hinaus erwartet der Netz-Vorstand, dass der Zulassungsausschuss die Anträge "sehr genau" prüft. Es gebe erhebliche Zweifel, dass "die wesentlichen Herren" nicht genügend qualifiziert seien, um sich selbst niederlassen zu können.

Unzufrieden zeigten sich die Ärzte im Praxisnetz auch mit der Rolle der Apo-Bank, die nach Angaben von aescuran an der Finanzierung des Vorhabens beteiligt ist. Es könne nicht sein, dass die Apo-Bank als Genossenschaftsbank mit den Geldern ihrer Mitglieder einen Systemwechsel zulasten der niedergelassenen Ärzteschaft finanziert, den niemand wolle. Zur Not würden dann eben alle Konten bei der Bank gekündigt, hieß es.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Statistisches Bundesamt

Beschäftigte arbeiten 2026 2,4 Arbeitstage mehr

Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Manchmal kommt Künstliche Intelligenz ziemlich abstrakt daher. Doch es gibt zunehmend auch konkrete Anwendungen, sogar für Arztpraxen.

© 3dkombinat - stock.adobe.com

Praxisorganisation

Mit KI zu mehr Entlastung fürs Praxisteam

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Interview

Wie Ärzte in Stresssituationen richtig reagieren können

Verschmutzte Luft

Was Reinigungsmittel in der Lunge anrichten können

Krebs in Deutschland

Bei zwei Krebsarten nahm die Sterblichkeit am stärksten ab

Lesetipps
Serotoninkristalle, die ein Muster ergeben.

© Michael W. Davidson / Science Photo Library

Für wen passt was?

Therapie mit Antidepressiva: Auf die Nebenwirkungen kommt es an

Eine junge Frau fasst sich an ihren schmerzenden Ellenbogen.

© Rabizo Anatolii / stock.adobe.com

Laterale Ellbogenschmerzen

Diese sechs Kriterien sprechen gegen einen „Tennisarm“