Ärztliche Dokumentation

Psychotherapeuten fürchten Gesprächsverbot für Ärzte

Die KV Bayerns macht auf die besonderen Dokumentationserfordernisse bei psychotherapeutischen Gesprächen aufmerksam gemacht. Das Psychotherapeuten Netzwerk spricht von einem Gesprächsverbot.

Veröffentlicht:

München. Dürfen die bayerischen Ärztinnen und Ärzte künftig keine psychotherapeutischen Gespräche führen? Das befürchtet zumindest das Deutsche Psychotherapeuten Netzwerk (DPNW). DPNW-Vorsitzender Dieter Adler bezieht sich auf ein Schreiben der KV Bayerns an ihre Mitglieder, in dem es um die Dokumentation psychosomatischer Leistungen geht.

Dort weist die KV noch einmal darauf hin, dass die EBM-Leistungen der psychosomatischen Grundversorgung (GOP 35100 Differentialdiagnostische Klärung und 35110 Verbale Intervention) an spezielle Voraussetzungen und Dokumentationserfordernisse geknüpft sind.

Aufreger ist aus DPNW-Sicht ein Passus zur GOP 35110, der auf die Psychotherapie-Richtlinie Bezug nimmt: „Verbale Interventionen sind nicht mehr möglich, wenn eine Richtlinientherapie indiziert ist (§ 25 Abs. 2 PT-RL). Dies gilt während einer laufenden Richtlinientherapie und auch, wenn die Wartezeit auf einen Therapieplatz überbrückt werden muss oder wenn der Patient eine Richtlinientherapie ablehnt“, heißt es in dem KVB-Schreiben, dass der Ärzte Zeitung vorliegt. Ärzte, die diese Voraussetzungen nicht erfüllen, müssten mit Honorarverlusten rechnen.

„Falsche Weichenstellung“

Dieter Adler spricht in einer Pressemitteilung von Mittwoch von „falscher Weichenstellung“. Ärzten werde in der zitierten Textpassage untersagt, therapeutische Gespräche mit psychisch kranken Patienten zu führen, die auf einen Therapieplatz warten oder bei denen eine Psychotherapie notwendig ist. Bislang dürften Mediziner mit einer Qualifikation zum Erbringen psychosomatischer Leistungen entsprechende Gespräche abrechnen.

„Menschen, die in Deutschland lange auf einen Therapieplatz warten müssen, sind dankbar für jede Hilfe. Auf dem Weg zur Therapie sind Ärzte hierbei oft eine wichtige Stütze, um die Leidenszeit bis zur Therapie erträglich zu gestalten. Die Entscheidung der KV Bayern, dies zu untersagen, ist eine bodenlose Frechheit und ein Schlag ins Gesicht der Patienten. Es ist mir völlig unerklärlich, wie eine Kassenärztliche Vereinigung hingehen kann, den gebeutelten Patienten den letzten Boden unter den Füssen wegzuziehen“, so Adler.

Von der KV Bayerns lag bis zur Veröffentlichung dieses Artikels auf eine Anfrage keine Stellungnahme vor. (kaha)

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2024

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Eine Sanduhr, durch die Geldstücke fall

© fotomek / stock.adobe.com

Tag der Privatmedizin 2024

Outsourcing: Mehr Zeit für Patienten!

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Buch mit sieben Siegeln oder edles Werk? KI-Idee einer in Leder eingebundenen neuen Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ)

© KI-generiert mit ChatGPT 4o

Exklusiv Entwurf unter der Lupe

Das brächte Ihnen die neue GOÄ

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Carl Billmann, Leiter der Stabsstelle IT, Marketing & Kommunikation bei BillmaMED, Medizinstudent mit dem Berufsziel Dermatologe.

© Doctolib

Interview

„Am Empfang haben wir Stress rausgenommen“

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
Die Patientin tippt ihre Nachricht ins Smartphone, das Praxisteam antwortet direkt über
den Desktop. So sind Vereinbarungen über ein E-Rezept oder eine Befundmitteilung vom Facharzt schnell übermittelt.

© [M] Springer Medizin Verlag | Foto: A_B_C / stock.adobe .com

Digitale Patientenkommunikation

„Das Potenzial für die Zeitersparnis ist riesig“

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Symposiums v.l.n.r.: Professor Karl Broich (BfArM), Dr. Jürgen Malzahn (AOK-Bundesverband), Dr. Christine Mundlos (ACHSE e.V.), Hauke Gerlof (Ärzte Zeitung), Dr. Johanna Callhoff (DRFZ), Professor Christoph Schöbel (Ruhrlandklinik, Universitätsmedizin Essen), Privatdozent Dr. Christoph Kowalski (Deutsche Krebsgesellschaft), Dr. Peter Kaskel (Idorsia)

© Thomas Kierok

ICD-11: Die Zeit ist reif für die Implementierung

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Idorsia Pharmaceuticals Germany GmbH, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Neue transsektorale S3-Leitlinie

Diagnose und Management des Delirs – so geht’s!

Knappe ärztliche und Pflege-Ressourcen

Wie die Peritonealdialyse die Personalprobleme lindern könnte

Lesetipps
Professor Jan Galle

© Dirk Hoppe/NETZHAUT

Kongress-Motto „Resilienz“

DGIM-Präsident Galle: Wie Kollegen den Kopf frei bekommen

Auch einem CT-Bild ist ein Prostata-Karzinom markiert.

© samunella / stock.adobe.com

Aktualisierung der S3-Leitlinie

Früherkennung von Prostatakrebs: Tastuntersuchung vor dem Aus