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Redet miteinander! Und lernt aus Fehlern

Irren ist menschlich. Und Ärzte sind nicht unfehlbar. Medizinstudent Hekim Colpan macht sich Gedanken über die Fehlerkultur des Berufs.

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Medizinstudent Hekim Colpan macht sich Gedanken über die Fehlerkultur des Berufs.

Medizinstudent Hekim Colpan macht sich Gedanken über die Fehlerkultur des Berufs.

© Elena Otto Photgraphy

"Wenn ich irgendwann in meinem Beruf den ersten Fehler mache, hoffe ich, dass er nicht allzu groß ist. Dass es ein Fehler ist, der für meinen Patienten keine Konsequenzen haben wird." Das sagte mir vor kurzem eine Freundin, Ärztin in Assistenzzeit und beschrieb so ihre Angst, einen so großen Fehler zu machen, dass die Folgen unumkehrbar sind.

Zur Person

Hekim Colpan ist 28 Jahre alt und studiert Medizin in Hannover. Nach einer Ausbildung zum Verwaltungsfachangestellten arbeitete er zunächst fünf Jahre im Bereich soziale Sicherung mit Menschen aus verschiedenen sozialen Schichten. Sein Abitur holte er nebenbei an einem Abendgymnasium nach. Er ist nun im dritten Studienjahr.

Ich glaube, dieses Gefühl kennen viele Medizinstudierende und vielleicht auch approbierte Ärzte. Aber wie beeinflusst uns eigentlich diese Angst? Fest steht, wenn wir dauernd an sie denken, kann sie uns ausbremsen und, wenn sie zu schlimm wird, sogar erst recht dazu führen, dass wir Fehler machen, weil wir uns nichts mehr zutrauen.

Erfahrene Ärzte berichten, dass sie diese Angst mit der Zeit ablegen konnten. Einer sagte mir: "Heute ist es vielmehr der Respekt vor dem, was man noch nicht kennt."

Wie wir uns mit der Angst vor dem Versagen dennoch an die Arbeit trauen können, möchte ich von ihm wissen.

"Tja", antwortet er, "im Studium musst du doch auch deine Ängste vor dem Versagen ablegen können, oder einfach durchziehen und bestehen." Dann, so die Logik, verliert man automatisch die Angst.

Erfolg ist also, im Studium genau wie später im Berufsleben, sich durchzusetzen, eigene Ängste abzulegen, Selbstvertrauen zu gewinnen. Eine der wichtigsten Möglichkeiten zur Fehlervermeidung ist dabei immer der Austausch – wenn man offen Fragen stellen kann und bereit ist, aus begangenen Fehlern anderer zu lernen, ist man doch schon auf einem guten Weg.

Das gilt nicht nur in der Klinik oder in der Praxis, sondern auch schon für uns Studenten. Anekdoten und Geschichten der Oberärzte sollen uns Wegweiser sein und uns früh darauf vorbereiten, später richtig zu handeln. So wie uns unsere Eltern vom eigenen Leben und den eigenen Erfahrungen erzählen, damit wir aus ihren Fehlern lernen.

Nehmen wir diese Erfahrungsberichte an und gehen wir mit weniger Angst vor einem möglichen Scheitern an die Arbeit. Sprechen wir miteiannder, damit wir uns nicht selbst ausbremsen und dadurch das Risiko erhöhen, Fehlern einen Nährboden zu bereiten. Wie auch auf der letzten Morbiditäts- und Mortalitätskonferenz (M&MK) betont, liegt der Schlüssel zum Erfolg im Austausch über die Erfahrungen mit Fehlern in unserem Beruf.

Dabei sollten wir eins nicht vergessen, Fehler sind menschlich. Wir können nicht alles vermeiden, aber wir können das Risiko minimieren. An alle Ärzte, erfahrene und unerfahrene, deshalb mein Appell: Tauscht euch aus – und lasst uns voneinander lernen, damit wir genug Vertrauen in uns selbst setzen können, um den Patienten nicht zu enttäuschen.

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Kommentare
Sigrid Kleen 05.05.201707:18 Uhr

Fehldiagnose

Redet miteinander und lernt aus Fehlern....
und wenn`s wirklich trotz allem Bemühen passieren sollte, dann steht dazu zum Wohle des Patienten, auch wenn die Folgen bitter sind für den Arzt und seine Versicherung.

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