Uni Leipzig
Sachsens Ärzte belastet, aber leistungsfähig
Trotz der Belastungen schätzt der Großteil der sächsischen Ärzteschaft einer Vor-Corona-Umfrage zufolge seine Leistungsfähigkeit als gut ein – und gibt eine weniger Arbeitsstunden als 2007 an.
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Sachsen im Fokus: Hier sind die Ärzte noch meistens leistungsfähig.
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Dresden. Vier von fünf sächsischen Ärzten haben die Belastung durch ihren Beruf im Vorfeld der Corona-Pandemie als hoch eingeschätzt. Das ergibt eine Studie, die die Universität Leipzig im Auftrag der Sächsischen Landesärztekammer im Herbst 2019 durchführte. Dazu befragte Professor Steffi Riedel-Heller vom Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health der Universität Leipzig rund 1400 Mediziner im Freistaat.
Demnach gaben 81 Prozent der Ärzte ihre berufliche Belastung als hoch an. Bei einer ähnlichen Erhebung im Jahr 2007 waren es 87 Prozent gewesen. Als Wochenarbeitszeit nannten die Mediziner knapp 52 Stunden, 2007 hatten sie 55 Stunden pro Woche gearbeitet. 87 Prozent der Ärzte erledigen Berufliches in der Freizeit, 2007 hatte der Wert bei 94 Prozent gelegen. In den Urlaub nahmen 39 Prozent der Mediziner berufliche Aufgaben mit, 2007 hatte der Anteil 51 Prozent betragen. 66 Prozent der Ärzte stufen Belastungen durch sich ändernde Anforderungen wie Gesetze, Verordnungen und Richtlinien als hoch ein, 2007 war dies bei 73 Prozent der Mediziner der Fall.
Ärztekammer kündigt stärkere Einflussnahme an
„Zur Bewältigung der medizinischen Versorgung braucht es nicht nur ausreichendes, sondern auch gesundes und zufriedenes Personal“, sagt der Präsident der Landesärztekammer, Erik Bodendieck. „Denn nachgewiesenermaßen arbeiten gesunde und belastbare Ärztinnen und Ärzte effektiver und machen weniger Fehler.“ Dabei könnten „zeitgemäße Arbeitsbedingungen in Praxis und Klinik“ helfen. Die Landesärztekammer kündigte an, „anhand der Analysen noch stärker als bisher auf die beruflichen Rahmenbedingungen der Ärzte Einfluss nehmen“ zu wollen.
Die Befragung ergab dazu unter anderem, dass im Vergleich zu 2007 die Werte für Burnout-Erkrankungen gestiegen sind. 45 Prozent aller Ärzte weisen einzelne Burn-out-Symptome auf, weitere fünf Prozent haben ein Burn-out-Syndrom. Dabei stellte sich heraus, dass Klinikärzte ein höheres Burn-out-Risiko und eine geringere Work-Life-Balance als in Praxen tätige Mediziner haben. Dies wird unter anderem darauf zurückgeführt, dass Ärzte in Krankenhäusern häufiger Schicht- und Nachtdienste absolvierten und seltener drei oder mehr Wochenenden im Monat frei hätten.
Neben den Ärzten in Kliniken waren von gesundheitlichen Beschwerden Ärztinnen sowie junge Ärzte unter 40 Jahren besonders betroffen. Die Beschwerden beziehen sich vor allem auf Erschöpfung sowie auf Schmerzen von Nacken, Rücken, Kopf und Gliedern. Die am häufigsten vorkommenden Erkrankungen betreffen den Bewegungsapparat. An zweiter Stelle bei den Erkrankungen mit einer Beeinträchtigung der Arbeitsfähigkeit liegen mit neun Prozent psychische Erkrankungen.
Allerdings stellte sich heraus, dass die Ärzte ihre subjektive Leistungsfähigkeit selbst als gut einschätzen. Bei den männlichen Ärzten sahen dies knapp 95 Prozent so, bei den weiblichen Kolleginnen stimmten dem etwa 85 Prozent zu. (sve)