Digitalisierung

Schleppende Umsetzung moniert

Die Digitalisierung der Medizin schreitet in Deutschland nur zögerlich voran. Experten benennen Gründe.

Veröffentlicht:

NEU ISENBURG. Im internationalen Vergleich hinkt Deutschland bei der Digitalisierung der Medizin hinterher. Und das, obwohl der Digitalisierung hohe Potenziale zugesprochen werden. Welche Hürden gibt es, die das Fortschreiten der Digitalisierung verhindern, wollten Pascal Nohl-Deryk, Arzt in Weiterbildung und Vorstand Junge Allgemeinmedizin Deutschland (JADE), sowie Jesaja Brinkmann, Geschäftsführer der HiDoc Technologies GmbH wissen. Zur Beantwortung wurden zwischen April und Juli 2016 insgesamt 18 Interviews mit Experten aus relevanten Unternehmen und Anwendern (Ärzte, Krankenhäuser Patienten), Interessenvertretern, aus dem akademischen Umfeld oder Regulatoren (Bundesgesundheitsministerium, Selbstverwaltung) dazu durchgeführt. Die Ergebnisse veröffentlichten Nohl-Deryk, Brinkmann und weitere Autoren jetzt in dem der "Ärzte Zeitung" vorliegenden Essay: "Hürden bei der Digitalisierung der Medizin in Deutschland - eine Expertenbefragung" .

Nutzen oft nicht erwiesen

Einige Experten meinten, dass Selbstverwaltung, Ärzteschaft und Patienten eventuellen digitalen Fortschritt ausbremsen. "Die Selbstverwaltung ist nicht gerade der große Motor der Digitalisierung oder von neuen Behandlungsansätzen", wird ein Interviewter zitiert. Sieben der 18 befragten Experten führten fehlenden medizinischen Nutzen und fehlende Evidenz zur Wirksamkeit von digitalen Lösungen als große Hürden an. Acht der Befragten stellten Interessenkonflikte zwischen der Ärzteschaft und den Krankenkassen in der gematik fest. Auch seien die internen Strukturen nicht auf die Herausforderungen der Digitalisierung ausgerichtet, die in der IT-Abteilung verortet und nicht als Querschnittsaufgabe verstanden würde.

Ärzten fehlt schlichtweg die Zeit

Hinderungsgründe wurden auch bei der Ärzteschaft verortet. Digitalisierung könnte zu einer erhöhten Transparenz medizinischen Handelns führen – daran hätten Ärzte kein Interesse, führten sieben der Befragten an. Die Ärzte ihrerseits beklagten täglichen Zeitmangel, der eine Auseinandersetzung und Anwendung neuer Techniken nicht erlaube.

Fehlender medizinischer Nutzen, fehlende Evidenz zur Wirksamkeit digitaler Lösungen, eine zu langwierige Nutzenbewertung durch den gemeinsamen Bundesausschuss, Schnittstellenprobleme zwischen Praxen- und Krankenhausinformationssystemen oder die Berufsordnung wurden als weitere Bremsklötze von den befragten Experten identifiziert. (ato)

Schlagworte:
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Manchmal kommt Künstliche Intelligenz ziemlich abstrakt daher. Doch es gibt zunehmend auch konkrete Anwendungen, sogar für Arztpraxen.

© 3dkombinat - stock.adobe.com

Praxisorganisation

Mit KI zu mehr Entlastung fürs Praxisteam

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
Leitliniengerechte Therapie mit DiGA

© Paolese / stock.adobe.com (Model mit Symbolcharakter)

Neuer Therapieansatz bei erektiler Dysfunktion

Leitliniengerechte Therapie mit DiGA

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Kranus Health GmbH, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Eine Ärztin hält einen Reagenzstreifen zur Analyse einer Urinprobe in der Hand.

© H_Ko / stock.adobe.com

Risikofaktoren identifiziert

Für wen könnten Harnwegsinfekte gefährlich werden?

Ein älterer Herr, der einen medizinischen Fragebogen ausfüllt.

© buritora / stock.adobe.com

Metaanalyse

Subjektive Krankheitsbelastung bei Krebs prognostisch relevant