E-Health

Schneller Zugang zum Arzt braucht mehr Mut

Politiker, Ärzte und Selbstverwaltung müssten bei digitalen Angeboten mutiger sein, fordert der Gründer der Online-Praxis DrEd.

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BERLIN. Die Video-Sprechstunde als EBM-Leistung – das ist schon mal gut, aber bei weitem noch nicht genug. Einen "Mehrwert der Versorgung" bringe die Video-Sprechstunde nicht, kritisierte Siegfried Gänsler, Vorstandsvorsitzender der Schwenninger Krankenkasse, bei einer Diskussionsveranstaltung am Dienstag in Berlin. "Eine wirkliche Innovation fehlt noch", so Gänsler.

"Wir lassen zu viele Chancen liegen", insgesamt sei das gesamte Gesundheitssystem zu konservativ, sagte Dirk Heidenblut, Berichterstatter der SPD-Bundestagsfraktion für die Digitalisierung des Gesundheitswesens. "Wir müssen schauen, dass wir an dieser Stelle schneller werden", auch die Gesundheitspolitik sei hier gefragt.

Lange Wartezeiten vermeiden

Digitale Angebote wie die Video-Sprechstunde ermöglichten zwar teilweise einen schnelleren Zugang zum Arzt. Da aber nicht alles online behandelt werden kann, müsse weiterhin auch an den Wartezeiten der Patienten auf einen Termin "gearbeitet" werden, betonte Heidenblut.

Lange Wartezeiten vermeiden, das ist nach Aussage von David Meinertz, Geschäftsführer der in London ansässigen Online-Arztpraxis DrEd, einer der Gründe, warum Patienten "zu uns kommen". 2011 wurde DrEd gegründet. 15 Ärzte beraten und behandeln online, telefonisch oder per Video Patienten, sofern keine körperliche Untersuchung erforderlich ist. Eine Million Behandlungen wurden europaweit schon durchgeführt, so Meinertz. "Die Patienten kommen zu uns, weil sie die Leistung, die sie gerne hätten, nicht vom Arzt oder dem System bekommen", berichtete der DrEd-Gründer. Zudem schätzten viele diese Art der Kommunikation mit dem Arzt. Manche DrEd-Besucher öffneten sich via Internet mehr als bei einem direkten Arztkontakt. Der Fortschritt bei der Digitalisierung werde sich nur schwer aufhalten lassen, weil die Erwartungshaltung der Patienten wachse, so Meinertz.

"Verantwortungsvolle Ärzte" wichtig

Dass die Digitalisierung auch mehr informierte Patienten in die Praxen bringt, davor müssten sich "souveräne" Mediziner nicht fürchten. Gesundheitsapps könnten Ärzten zudem bei der Aufklärung und vor allem bei der Prävention helfen, sagte Meinertz.

Die Digitalisierung erfordere "verantwortungsvolle Ärzte", die mit den verschiedenen Möglichkeiten des technischen Fortschritts umgehen können, betonte Bundestagsabgeordneter Dirk Heidenblut. In Bezug auf Gesundheitsapps sah er die Notwendigkeit, die Nutzer "an manchen Stellen" über den Sinn der Apps aufzuklären. Eine Nutzenbewertung müsse freilich anders ausgestaltet sein als bei Arzneimitteln, "sonst gibt es die App nicht mehr, wenn die Bewertung da ist", so Heidenblut. (juk)

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