Kampagne der KV Bayerns
Skandalöse Zustände in iMVZ? Branchenverband spricht von „Stimmungsmache“
Ausgebeutet, ausgelaugt und willfährig zu grundlosen Operationen bereit? Die KV Bayerns zeichnet ein düsteres Bild von der Arzttätigkeit unter Privat-Equity-Ägide. Der Branchenverband BBMV widerspricht.
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Buckeln bis zum Umfallen im iMVZ? Die KV Bayerns will einen Ophthalmologen und eine Hausärztin gefunden haben, die das bestätigen.
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Berlin/München. In ihrem Feldzug gegen investorengeführte Medizinische Versorgungszentren (iMVZ) fährt die KV Bayerns neue Geschütze auf: Die aktuelle Ausgabe ihres Magazins „KVBForum“ nimmt sich des Themas unter anderem mittels zweier Interviews an, die von skandalösen Arbeitsbedingungen in iMVZ berichten.
Beide Gespräche – eines mit einem Augenarzt, das andere mit einer Hausärztin – sind anonymisiert gehalten. Auch die inkriminierten Betriebe bleiben ungenannt. In einem Offenen Brief wirft der Bundesverband der Betreiber medizinischer Versorgungszentren (BBMV) der KVB nun einseitige Berichterstattung und Stimmungsmache vor.
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In den Interviews ist etwa von „Abrechnungsoptimierung“ und „Fließbandmedizin“ die Rede. Kollegen seien „regelrecht ausgebrannt“, wird der Ophthalmologe zitiert, die Hausärztin mit dem Ausspruch „Patientenbehandlung im Zehn-Minuten-Takt“. Auf dem OP-Tisch seien „Leute gelandet, die hatten 100 Prozent Sehfähigkeit“. Und die Geschäftsleitung habe regelmäßig gedrängt, IGeL zu verkaufen.
Vorurteile bestätigt
Im augenärztlichen MVZ blieb angeblich ein Viertel der Stellen unbesetzt. „Die auf dem Papier ausgewiesene Versorgung“, erläutert der Interviewpartner, „findet überhaupt nicht statt, was den Druck auf die anderen wiederum erhöht und die Versorgungssicherheit leiden lässt“. Nach seiner Kündigung sei er sogar bedroht worden, „meinen Ruf zu zerstören und mich fertigzumachen“.
Zwei Einzelfälle, die sämtliche Vorurteile gegen iMVZ zu bestätigen scheinen. Was die Unterzeichnerinnen des Schreibensan die KV Bayerns, die BBMV-Vorsitzende Sibylle Stauch-Eckmann und Verbandsgeschäftsführerin Alexandra Gutwein, „mit erheblichem Befremden“ zur Kenntnis nehmen: „Sofern Ärzte durch Druck gezwungen wären, Kataraktoperationen ohne Indikation durchzuführen, gehört das angezeigt und rechtlich geahndet – nicht in einem anonymen Bericht verarbeitet, um Stimmung gegen eine bestimmte Trägergruppe zu machen.“
Zudem beschränke sich die Berichterstattung auf zwei Interviews mit unzufriedenen Ärzten. Fairerweise hätte man aber auch anderslautende Erfahrungen zu Wort kommen lassen sollen. „Wir können Ihnen ohne Weiteres den Kontakt zu Ärztinnen und Ärzten vermitteln, die gerne in MVZ-Gruppen tätig sind und diese Form der Zusammenarbeit schätzen“, heißt es.
Versorgungsmängel nicht belegt
Auch würden „vergleichbare Fälle bei Vertragsärzten nicht in gleicher Weise thematisiert oder öffentlich gemacht“, wohingegen bei MVZ mit Beteiligung institutionellen Kapitals „rasch der Eindruck eines strukturellen Problems heraufbeschworen wird“. Bis heute existierten keine validen Belege für die – insbesondere von der KV Bayerns seit Jahren beharrlich ventilierte – Behauptung, iMVZ versorgten qualitativ schlechter als andere MVZ oder Praxen.
Im Übrigen, so die BBMV-Repräsentantinnen mit Hinweis auf ein Gutachten des Nürnberger Gesundheitsökonomen Frank-Ulrich Fricke, seien die KVen jederzeit in der Lage, Rosinenpickerei oder unwirtschaftliche Leistungserbringung anhand ihrer Abrechnungsdaten zu sichten. Sozialrechtlich sind sie dazu ohnehin verpflichtet. Trotzdem seien bislang keine systematischen „Auffälligkeiten“ bei iMVZ entdeckt, geschweige denn sanktioniert worden. (cw)