Rettung per App

Smarte Idee mit Hindernissen

Rettung per Smartphone-App? Was in der Theorie gut klingt, birgt in der Praxis viele Schwierigkeiten.

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DIEPHOLZ/NIENBURG. Die niedersächsische Gesundheitsregion Diepholz/Nienburg plant, eine Ersthilfe Alarm-App zu etablieren. In der ländlichen Gegend soll sie die Zeit zwischen der Alarmierung und dem Eintreffen des Rettungswagens bei Herzinfarktpatienten mit registrierten Ersthelfern aus der Region überbrücken. Sie sollen automatisch zum Patienten gelotst werden.

Als Ersthelfer könnten sich Heilberufler wie MFAs, Ärztinnen und Ärzte, Hebammen oder Feuerwehrleute registrieren lassen, sagt Peter Zenner von Koordinierungsstelle der Gesundheitsregion Diepholz/Nienburg. Wenn bei der Leitstelle ein Notruf eingeht, werden die Ersthelfer in der Nähe des Notfallpatienten von der Leitstelle per GPS-Ortungssystem gefunden und gleichzeitig mit dem Rettungswagen alarmiert. „So können sie schon vor dem Eintreffen des Rettungswagens etwa mit der Wiederbelebung oder Beatmung beginnen“, erklärt Zenner.

Wie gut das System funktionieren kann, zeigt sein Praxiseinsatz in der benachbarten Region Oldenburg und Umland. Hier sind sieben Landkreise für das Projekt zusammengefasst. Das Projekt „Erleben“ - `Erhöhung der Überlebensraten bei Herzstillstand´ begann vor drei Jahren. Zunächst wurden Heilberufler als „First Responder“ in den Pool der freiwilligen Ersthelfer aufgenommen, dann sollen unter anderem Polizisten und Feuerwehrleute mitmachen und schließlich soll jeder mit Ersthelferausbildung zustoßen können.

Die App will auch bei Folgeproblemen der Ersthelfer, etwa nach einer gescheiterten Reanimation, will helfen. Sie hält ein Tool vor, das nach dem Einsatz nachfragt, ob der Helfer Hilfe braucht. Ein gutes Projekt, das aber ständig betreut werden muss, sagt Dunja Grützner von der Koordinierungsstelle Gesundheitsregion Landkreis Vechta.

Probleme kann es geben, wenn der Rettungswagen für einen Infarktpatienten aus einer Nachbarregion kommt, in der es keine Rettungs-App gibt oder die Retter mit einer anderen App arbeiten. So ist es in den beiden benachbarten Regionen Osnabrück und Oldenburg/Vechta. Sie haben sich für verschiedene Softwares entschieden.

In Diepholz und Nienburg steht man indessen noch ganz am Anfang. „Am besten wäre es, wenn wir alle die gleiche App hätten“, sagt Zenner. Zwar hat das Land Niedersachsen seine Förderung zugesagt, doch macht es dessen Förderungspraxis schwer.

Gefördert wird nur, wenn das Projekt deutschlandweit ausgeschrieben wurde und der Anbieter mit dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis den Zuschlag bekommt. „Wir suchen nach übergreifenden Lösungen“, sagt Zenner. „Die beste Lösung wäre eine Technik, die grenzübergreifend funktioniert – sowohl mit den Regionen, die schon eine App haben als auch bei denen, die vielleicht eine planen.“ (cben)

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