Evangelischen Krankenhaus Hamm

So klappt's mit dem Entlassplan

Im Evangelischen Krankenhaus Hamm wurde das Entlassmanagement mit erheblichem Aufwand verbessert. Mit dem Ergebnis sind alle Seiten zufrieden.

Ilse SchlingensiepenVon Ilse Schlingensiepen Veröffentlicht:

HAMM. So sollte es nicht laufen: Der Sozialdienst des Evangelischen Krankenhauses Hamm stellt bei der Krankenkasse einen Antrag auf Feststellung der Pflegebedürftigkeit für einen älteren Patienten, der bald aus der Klinik entlassen wird und zu Hause nicht versorgt werden kann.

Die Kasse antwortet, schickt den Brief aber an die Adresse des Patienten. Die für das Entlassmanagement Zuständigen sitzen auf heißen Kohlen, denn sie wollen die Unterbringung des Patienten in einer Pflegeeinrichtung organisieren.

Zum Glück passiert so etwas nur selten, berichtet Robert Held, Leiter des Sozialdienstes. „Im Allgemeinen ist die Zusammenarbeit mit den Krankenkassen gut.“

Die meisten Kassenmitarbeiter haben inzwischen verstanden, wie wichtig ein gut funktionierendes Entlassmanagement ist.

Seit dem 1. Oktober 2017 sind Krankenhäuser gesetzlich verpflichtet, für einen nahtlosen Übergang von Patienten in die nachfolgenden Versorgungsbereiche zu sorgen.

Sie sollen den individuellen Bedarf der Patienten frühzeitig erfassen und einen Entlassplan aufstellen.

Neue Strukturen geschaffen

Natürlich haben sich die Mitarbeiter des Sozialdienstes früher schon darum gekümmert, dass Patienten nach dem stationären Aufenthalt gut weiter versorgt werden. Aber vieles läuft inzwischen standardisierter ab. Der Entlassplan und die Arztbriefe sind jetzt EDV-gestützt. „Alle nachversorgenden Stellen erhalten zumindest einen vorläufigen Entlassbrief“, sagt Held.

Um den vielseitigen Herausforderungen gerecht werden zu können, sind im Evangelischen Krankenhaus Hamm die Pflegeüberleitung und die familiale Pflege in den Sozialdienst integriert worden. In dem Haus mit 464 Betten umfasst der Bereich vier Vollzeitstellen.

„Der Sozialdienst ist personell aufgestockt worden.“ Um das Entlassmanagement kümmern sich nicht nur Sozialarbeiter, sondern auch speziell weitergebildete Krankenschwestern, die zum Beispiel eine Zusatzausbildung im Case Management haben. „Wir haben einen ganzheitlichen Blick auf die Patienten“, betont der Leiter.

Sozialdienst wird früh beteiligt

Bei der Aufnahme ins Krankenhaus werden die Patienten darüber aufgeklärt, was das Entlassmanagement ist. Da persönliche Daten weitergegeben werden, müssen sie eine Einwilligung unterzeichnen.

Nach Angaben von Held ist es bislang noch nicht passiert, dass sich Patienten oder Angehörige dem Angebot verweigern.

Über ein Assessment klären die Pflegenden und Ärzte, ob ein besonderer Handlungsbedarf besteht. Dann wird der Sozialdienst eingeschaltet, damit er sich frühzeitig um die erforderlichen Schritte kümmern und etwa einen ambulanten Pflegedienst einschalten kann. „Nach Rücksprache mit den Pflegenden und den Ärzten organisieren wir auch Pflegehilfsmittel“, sagt er.

Held und sein Team kümmern sich auch um Patienten mit komplexem Versorgungsbedarf, etwa mit onkologischen Erkrankungen. Die Mitarbeiter müssen mit Home Care-Versorgern in Kontakt treten und die parenterale Ernährung oder die Sauerstoff-Versorgung sicherstellen. „Wir haben dafür ein Netzwerk aufgebaut“, sagt er. Bei Palliativpatienten stellen die Entlassmanager den Kontakt zu einem Hospiz oder einem ambulanten Hospizdienst her.

Im Jahr 2018 hat sich das Team vom Sozialdienst um eine gute Weiterversorgung von 1800 Patienten gekümmert, darunter viele ältere Menschen. Das waren zwölf Prozent der gesetzlich Versicherten, die einen Anspruch auf das Entlassmanagement haben.

"Es muss in Fleisch und Blut übergehen"

Die Implementation der Strukturen war nach Angaben von Held mit einem nicht unerheblichen Arbeitsaufwand verbunden, beginnend mit der Prozessanalyse über das Audit durch das Qualitätsmanagement bis hin zur IT-Umstellung.

Die Mitarbeiter der Klinik sind intensiv geschult worden. So sind die Ärzte mit den neuen Möglichkeiten der Verordnung von Medikamenten vertraut gemacht worden. Die Schulungen laufen weiter, gerade für neue Mitarbeiter.

Das Entlassmanagement sollte nach Helds Erfahrung auf der strategischen Ebene angesiedelt werden. „Das ganze Haus muss mitziehen.“ In Hamm läuft das schon ganz gut, aber es gibt noch Luft nach oben. „Das Thema muss noch stärker in die Köpfe“, wünscht sich Held.

Damit Ärzte und Pfleger die Möglichkeiten des professionellen Entlassmanagements aktiver nutzen, gehen er und seine Mitarbeiter häufig auf die Stationen. „Es muss in Fleisch und Blut übergehen, dass wir frühzeitig eingeschaltet werden.“

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Dr. med. Gerhard M. Sontheimer (ANregiomed, Region Ansbach) und Holger Baumann (Kliniken der Stadt Köln, v.l.) haben in der Praxis gute Erfahrungen mit Systempartnerschaften gemacht.

© Philips

Mehr Spielraum für moderne Prozesse in der Klinik

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Philips GmbH Market DACH, Hamburg
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Interview

Wie Ärzte in Stresssituationen richtig reagieren können

Verschmutzte Luft

Was Reinigungsmittel in der Lunge anrichten können

Krebs in Deutschland

Bei zwei Krebsarten nahm die Sterblichkeit am stärksten ab

Lesetipps
Serotoninkristalle, die ein Muster ergeben.

© Michael W. Davidson / Science Photo Library

Für wen passt was?

Therapie mit Antidepressiva: Auf die Nebenwirkungen kommt es an

Eine junge Frau fasst sich an ihren schmerzenden Ellenbogen.

© Rabizo Anatolii / stock.adobe.com

Laterale Ellbogenschmerzen

Diese sechs Kriterien sprechen gegen einen „Tennisarm“