Patientenschützer

Sprechzeiten von Praxen kontrollieren!

Mehr Praxis-Sprechzeiten für Kassenpatienten soll das Termineservice- und Versorgungsgesetz bringen. Patientenschützer sind erfreut, fordern aber: Die Sprechzeiten müssen engmaschig kontrolliert werden.

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Mehr Sprechzeit bedeutet auch mehr Patienten in der Praxis. Das könnte mitunter die Wartezeit verlängern.

Mehr Sprechzeit bedeutet auch mehr Patienten in der Praxis. Das könnte mitunter die Wartezeit verlängern.

© Maurizio Gambarini / dpa / picture alliance

BERLIN. Patientenschützer unterstützen die im Terminservicegesetz (TSVG) geplanten Vorgaben zu mehr Praxis-Sprechzeiten für Kassenpatienten. Sie fordern aber auch genaue Kontrollen.

Es sei richtig, die Sprechstunden per Gesetz zu erhöhen, sagte der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch am Wochenende. „Für viele Mediziner wird sich nichts ändern, sie bieten ohnehin mehr Stunden an. Alle anderen sind jetzt in der Pflicht.“

Entscheidend sei aber, dass Sprechzeiten auch engmaschig kontrolliert werden. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) müsse durchgreifen und Kriterien der Überprüfung selbst festlegen. Dies reiche nur anhand von Abrechnungsziffern nicht aus.

Brysch kritisierte, bisher kämen die KVen ihrer Kontrollpflicht der Öffnungszeiten nicht nach. Nötig sei außerdem ein bundesweites und für alle abrufbares Berichtswesen dazu. „So werden auch die Ärzte gestärkt, die bereits jetzt mit deutlich höherem Zeitaufwand für die Patienten da sind.“

Hausbesuche auf Sprechzeiten anrechnen

Die Patientenschützer begrüßten, dass auch Hausbesuche auf die Sprechzeiten angerechnet werden. „Dies müssen die Ärzte nun im Sinne der alten, pflegebedürftigen und schwerstkranken Menschen nutzen“, forderte Brysch.

Fast 80 Prozent der Hausbesuche finden bei Menschen über 75 Jahren statt. Deshalb sei der Rückgang der Hausbesuche in den vergangenen Jahren alarmierend.

Die Kassenärztliche Bundesvereinigung dringt auf deutlich mehr Geld für Hausbesuche, um das Angebot aufrechterhalten zu können. Gab es 2009 noch 30,3 Millionen Hausarzt-Besuche bei Patienten und 2010 rund 27 Millionen, waren es 2017 nur 24,6 Millionen (siehe nachfolgende Grafik). (dpa/ths)

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Kommentare
Dr. Thomas Georg Schätzler 15.01.201911:22 Uhr

Vorsicht, "Blockwart" und "STASI"-Mentalität?

Da sind sie wieder: Die guten alten Kontrollfreaks, die Spitzel, die "Kontrollettis".

Selbsternannte Patientenschützer drängen bei der vom Gesetzgeber geplanten Ausweitung der Sprechstunden von Vertragsärzten auf eine Kontrolle der Mediziner. „Für viele Mediziner wird sich dadurch nichts ändern, sie bieten ohnehin mehr Stunden an. Alle anderen sind jetzt in der Pflicht“, sagte scheinheilig der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch und kultiviert damit Ärzte-"Bashing"-Vorurteile.

Entscheidend sei jedoch, dass die Sprechzeiten in der Praxis engmaschig kontrolliert würden. Brysch kritisierte, bisher kämen die KVen ihrer Kontrollpflicht der Öffnungszeiten nicht nach. Nötig sei außerdem ein bundesweites und für alle abrufbares Berichtswesen und behauptet dazu: „So werden auch die Ärzte gestärkt, die bereits jetzt mit deutlich höherem Zeitaufwand für die Patienten da sind.“

Vertragsärzte arbeiten im Schnitt über 50 Wochen­stunden, weil es mit der reinen Sprechstunde mitsamt Vorlauf (z. B. Blutabnahmen) und Nachlauf alleine nicht getan ist.

Die Forderung nach einer Ausweitung der Sprechstundenzeiten ist nichts als purer Populismus. Für eine „engmaschige Kontrolle“ ärztlicher Arbeitszeit zu plädieren, wäre auch m.E. Medizin- und Versorgungs-bildungsfern.

Eine Prüfung der KV Nordrhein ergab: Von den 16.520 geprüften Vertragsärzten und Vertragspsychotherapeuten in Nordrhein hätten 15.609 ihren Versorgungsauftrag im Berichtszeitraum (2. Quartal 2016 bis 1. Quartal 2017) eingehalten.
Mf+kG, Dr. med. Thomas G. Schätzler, FAfAM Dortmund

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