Ungerechtfertigte Vorwürfe gegen Soltauer Chefarzt

SOLTAU (juk). Eine "ethisch saubere Grundhaltung" bescheinigt das Heidekreis-Klinikum Soltau seinem Chefarzt Dr. Jochen Mathews, der in der "Bild-Zeitung" als Deutschlands erster Arzt hingestellt wurde, der keine Raucher operiert.

Veröffentlicht:

"Zigaretten-Zoff immer irrer - Erster Arzt operiert keine Raucher": So war der Artikel in der Boulevard-Zeitung überschrieben. In ihm wurde der Fall einer 38-jährigen Kettenraucherin beschrieben, die nach unterschiedlichen Angaben 40 bis 50 Zigaretten am Tag raucht und einen Tag vor der geplanten Kreuzband-Op eine Absage des Chefarztes der Chirurgie bekam.

Mathews wurde mit den Worten zitiert: "Neue medizinische Erkenntnisse zeigen, dass bei Rauchern die Heilungschancen geringer sind, es zu Komplikationen nach der Op kommen kann. Ein Arzt hat den Auftrag, nicht zu schaden. Deshalb operiere ich grundsätzlich keine Raucher, nur im akuten Notfall."

Das Klinikum in Soltau verwahrte sich gegen den durch den Artikel erweckten Eindruck, Jochen Mathews lehne Operationen bei Rauchern generell ab. "Das hat Herr Mathews nicht gesagt", berichtet Klinik-Geschäftsführer Norbert Jurczyk, der bei dem Gespräch mit dem Redakteur der "Bild-Zeitung" anwesend war. Der Chefarzt habe die Frau nicht wie geplant operiert, weil sie an starker Bronchitis litt. Er habe der Patientin erklärt, dass er sie in drei Wochen operieren werde, bis dahin müsse sie das Rauchen entweder ganz lassen oder wenigstens stark einschränken. Das gelte auch für einen gewissen Zeitraum nach der Kreuzband-Operation.

Zur Begründung habe Mathews auf die höhere Komplikationsrate und die geringeren Heilungschancen bei Rauchern hingewiesen und dies auch mit Studien aus den USA untermauert. "Herr Mathews hätte einen Wiederholungseingriff riskiert, und das wollte er nicht", so Jurczyk. Er findet die Entscheidung des Arztes, der gerade im Urlaub ist, richtig. Einen Vorwurf mache die Klinik ihm deshalb nicht.

Unterdessen empörten sich im Internet Raucher über den angeblichen Skandal. "Rauchende Menschen sollten sich gut überlegen, ob sie das Heidekreis-Klinikum auswählen", heißt es etwa auf der Website Rauchen-Bayern.de.

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Interview zum Krankenhaus-Report 2025

Hochaltrige Patienten: Ambulante Versorgung spielt zentrale Rolle

Kooperation | In Kooperation mit: AOK-Bundesverband
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Leitartikel zur „work and stay“-Agentur

Fachkräftegewinnung: Schwarz-Rot ist auf dem richtigen Weg

Anreiz mit falscher Wirkung

Hausärzteverband: „Praxen werden geflutet mit unnötigen Arztbesuchen“

News per Messenger

Neu: WhatsApp-Kanal der Ärzte Zeitung

Lesetipps
Pneumokokken-Impfung: Wann und mit welchem Impfstoff auffrischen?

© Porträt: privat | Spritze: Fied

Sie fragen – Experten antworten

Pneumokokken-Impfung: Wann und mit welchem Impfstoff auffrischen?

Auf einem Kalender liegen eine Spritze und ein Reisepass.

© Henrik Dolle / stock.adobe.com

Von Gelbfieber bis Tollwut

Diese Besonderheiten bei Reiseimpfungen sollten Sie kennen