Kommentar
Unglaubliches Vorgehen
Ob man den Einsatz der versteckten Kamera für die Fernsehsendung "Verstehen Sie Spaß?" mag, ist Geschmackssache. Bei der Sendung hält sich die ARD aber an einen wichtigen Grundsatz: Die Beiträge werden nur ausgestrahlt, wenn die heimlich gefilmten Personen damit einverstanden sind.
RTL nimmt die Persönlichkeitsrechte offensichtlich nicht so ernst. Der Sender hat einen Beitrag ausgestrahlt, in dem eine Schein-Patientin einen Arzt heimlich gefilmt hatte. Ziel war es, den angeblich sorglosen Umgang von Ärzten mit Psychopharmaka anzuprangern. Der Arzt wurde auch vor Ausstrahlung des Beitrags von RTL nicht informiert.
Die journalistische Recherche mit versteckter Kamera und verstecktem Mikrofon mag richtig sein, wenn es darum geht, üble Machenschaften aufzudecken wie beispielsweise kommerziellen Organhandel. Völlig unangebracht ist es dagegen, die vertrauliche Arzt-Patienten-Situation auszunutzen, um ein beliebtes Feindbild zu schüren.Der betroffene Allgemeinmediziner hat das Vorgehen von RTL nicht klaglos hingenommen und vor Gericht eine einstweilige Verfügung erwirkt. Geht von der Entscheidung eine Signalwirkung aus, hat der Arzt auch für seine Kollegen viel erreicht.
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