Substitutionstherapie

Erpressungsverdacht: Ermittlungen gegen Bamberger Ärztin

In Bamberg wird gegen eine Ärztin ermittelt, die auf die Behandlung Opioidabhängiger spezialisiert ist. Ermittelt wird unter anderem wegen des Verdachts auf Erpressung in Zusammenhang mit Rezeptausstellungen.

Veröffentlicht:
Idylle in Bamberg – nicht aber für eine ortsansässige Ärztin: Ihre Praxisräume wurden durchsucht.

Idylle in Bamberg – nicht aber für eine ortsansässige Ärztin: Ihre Praxisräume wurden durchsucht.

© Scanrail/stock.adobe.com

Bamberg. Gesundheitsamt, Polizei und Staatsanwaltschaft Bamberg haben die Praxisräume einer Ärztin durchsucht. Gegen sie werde wegen mutmaßlichen Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz und des Verdachts auf Erpressung ermittelt, teilten die Beamten am Freitag mit.

Die Ärztin sei auf die Behandlung Drogenabhängiger spezialisiert. Sie soll gegen die Bestimmungen bei der Therapie mit Ersatzstoffen verstoßen haben. Ohne die Ersatzstoffe würden die Patienten unter Entzugserscheinungen und Schmerzen leiden, erklärten die Ermittler. Doch die Ärztin habe ihnen erst ein Rezept dafür ausgestellt, wenn sie für einen Urintest einen niedrigen zweistelligen Euro-Betrag bezahlt hätten. Außerdem gebe es weitere Ungereimtheiten bei der Ausstellung von Rezepten und bei der Abrechnung mit den Krankenkassen.

Ob und inwieweit die Ärztin ihren Patienten die Notwendigkeit eines Urintests als Selbstzahlerleistung erklärt haben will, ist der Mitteilung der Polizei nicht zu entnehmen. Nach aktueller Rechtslage jedenfalls dürfen IGeL nicht aufgedrängt werden, sondern nur auf ausdrückliches Verlangen der Patienten erbracht werden. Paragraf 11 der Musterberufsordnung verbietet es Ärzten außerdem, „diagnostische oder therapeutische Methoden unter missbräuchlicher Ausnutzung des Vertrauens, der Unwissenheit, der Leichtgläubigkeit oder der Hilflosigkeit von Patientinnen und Patienten anzuwenden“. Dieser Passus gilt auch nach der Berufsordnung für die Ärzte Bayerns. Im Fall der Substitutionspatienten aus Bamberg könnte zumindest von einer Abhängigkeit gegenüber der Ärztin ausgegangen werden.

Verbot der Substitionsbehandlung

Die Polizei sprach in einer Mitteilung von „gravierenden Verstößen“. Noch vor Ort sprachen die Polizeibeamten in Abstimmung mit dem Gesundheitsamt der Ärztin ein Verbot zur Weiterführung der Substitutionsbehandlungen aus. „Die Gesundheit sowie Leib und Leben der Patienten“ habe man „als derart gefährdet angesehen“, dass diese Entscheidung zu treffen war, heißt es in einer Mitteilung der Polizei.

Die zuständige Kreisverwaltungsbehörde bestätigte das Verbot im Nachgang. Bei der Durchsuchung Ende März seien zahlreiche Patientenakten und ärztliche Unterlagen sichergestellt worden. Schon 2009 und 2018 habe sich die Ärztin wegen ähnlicher Fälle vor Gericht verantworten müssen.

Ein Verstoß gegen die „Richtlinie der Bundesärztekammer zur Durchführung der substitutionsgestützten Behandlung Opioidabhängiger“ kann über straf- oder ordnungsrechtliche Folgen hinaus eine berufsrechtliche Prüfung nach sich ziehen. (dpa/lby/eb)

Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

© Janssen-Cilag GmbH

Video

Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

Höhen- oder Sturzflug?

© oatawa / stock.adobe.com

Zukunft Gesundheitswesen

Höhen- oder Sturzflug?

Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

© MQ-Illustrations / stock.adobe.com

Digitalisierung

Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Wo lang im Gesundheitswesen? Der SVR Gesundheit und Pflege empfiehlt mehr Richtungspfeile für alle Akteure.

© StefanieBaum / stock.adobe.com

Sachverständigenrat Gesundheit und Pflege

Gesundheitsweise empfehlen Primärversorgung für alle – und Quotierung der Weiterbildung

„Wenn die Politik Wissenschaftlern sagen würde, wir wollen dieses oder jenes Ergebnis, ist das Propaganda.“ Klaus Überla – hier im Treppenhaus seines Instituts – über Einmischungen aus der Politik.

© Patty Varasano für die Ärzte Zeitung

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer

Dr. Iris Dötsch Fachärztin für Innere Medizin, Diabetologin und Ernährungsmedizinerin hat die Hauptstadtdiabetologinnen, eines neues Netzwerk für Frauen in der Diabetologie, gegründet.

© snyGGG / stock.adobe.com

Hauptstadtdiabetologinnen

Ein Netzwerk für Diabetologinnen