Kommentar zu Köln

Wie christlich ist das?

Ilse SchlingensiepenVon Ilse Schlingensiepen Veröffentlicht:

Für die junge Frau muss es ein Schlag ins Gesicht sein. Nach Einschätzung der Kölner Staatsanwaltschaft ist es keine unterlassene Hilfeleistung, dass ihr zwei katholische Kliniken nach einer vermuteten Vergewaltigung die gynäkologische Untersuchung und die forensische Spurensicherung verweigerten.

Nach dem Buchstaben des Gesetzes mag das korrekt sein. Aus ethischer und moralischer Sicht nicht. Faktisch haben die Ärzte der Frau die Hilfe verweigert, die in der konkreten Situation von ihnen erwartet wurde.

Das ist gerade in Häusern bemerkenswert, die sich als christlich präsentieren. Wohl gemerkt, es ging weder um eine Abtreibung noch um die "Pille danach". Dass die Mediziner unabhängig voneinander so reagiert haben, lässt Rückschlüsse auf das Klima in den Kliniken zu.

Zwar hat offenbar niemand offiziell von ihnen verlangt, Frauen in einer Notsituation abzuweisen. Angesichts der bekannten Position der katholischen Kirche zur "Pille danach" scheinen sie aber aus Angst vor Fehlverhalten schon den Umgang mit einer vergewaltigten Frau zu fürchten.

Auch katholische Kirchen werden mit öffentlichen Mitteln gefördert und haben als Klinikbetreiber einen Versorgungsauftrag. Wenn das so bleiben soll, dürfen sie sich keine eigenen Regeln schaffen, die diesen Auftrag konterkarieren.

Lesen Sie dazu auch: Vergewaltigt und abgewiesen: Die Grenzen der Behandlungspflicht

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Ab 2026 werden auch stationäre Zwei-Tages-Fälle erfasst

Hybrid-DRG-Katalog erhält 100 neue OPS-Kodes

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Daktyloskopische Nebenwirkungen

Wenn die Krebstherapie die „Identität“ verändert

Lesetipps
Auch einem CT-Bild ist ein Prostata-Karzinom markiert.

© samunella / stock.adobe.com

Aktualisierung der S3-Leitlinie

Früherkennung von Prostatakrebs: Tastuntersuchung vor dem Aus

Abstraktes buntes Bild vieler Bücher die umherschwirren.

© 100ME / stock.adobe.com

Empfehlungs-Wirrwarr

Drei Hypertonie-Leitlinien: So unterscheiden sie sich

Die Ärzte Zeitung hat jetzt auch einen WhatsApp-Kanal.

© prima91 / stock.adobe.com

News per Messenger

Neu: WhatsApp-Kanal der Ärzte Zeitung