Zeit günstiger Zinsen könnte bald vorbei sein

Der drastische Sinkflug bei den Zinsen könnte bald ein Ende haben. Denn wenn die Staatsschulden steigen, hebt das die Zinsen eher an. Bei Immobilienkrediten und nötiger Anschlussfinanzierung wäre es daher ratsam, demnächst zu handeln.

Von Thomas Hammer Veröffentlicht:
Purzelnde Zinsen könnten bald ein Szenario der Vergangenheit sein. Bankexperten gehen eher von steigenden Zinsen aus.

Purzelnde Zinsen könnten bald ein Szenario der Vergangenheit sein. Bankexperten gehen eher von steigenden Zinsen aus.

© Foto: Yakobchukwww.fotolia.de

Nicht nur die Konjunkturindikatoren, sondern auch die Zinskurven zeigen seit einigen Monaten konstant nach unten. Allein seit Mitte vergangenen Jahres sind die Zinsen für Baudarlehen mit zehnjähriger Zinsbindung um rund einen Prozentpunkt gesunken. Grund dafür sind nicht nur die deutlichen Leitzinssenkungen der internationalen Zentralbanken, sondern auch das nachlassende Wirtschaftswachstum, das zu einer rückläufigen Kreditnachfrage geführt hat.

Experten sehen Wende am Zinsmarkt

Angesichts des recht düsteren wirtschaftlichen Umfelds rechnen Zinsanalysten für die kommenden Wochen mit eher seitwärts tendierenden Zinsen. Möglich sei sogar, dass sich Kredite mit langfristiger Zinsbindung noch weiter verbilligen, meinen die Experten der HypoVereinsbank. "Die Zehnjahreszinsen dürften noch bis Mitte des Jahres zurückgehen", heißt es in einer aktuellen Marktstudie. Bis Ende Juni wird ein weiteres Absinken des Zinsniveaus um rund 0,3 Prozentpunkte erwartet.

Die WestLB prognostiziert hingegen allenfalls eine Stagnation der Langfristzinsen, die mittlerweile nicht mehr weit von ihrem historischen Tiefststand entfernt sind. Allerdings deuten einige Anzeichen darauf hin, dass sich das Zinstief seiner Talsohle nähert. So sieht die HSH Nordbank in der drastisch ansteigenden Staatsverschuldung ein Signal für eine mittelfristige Wende am Zinsmarkt. "Die Ausdehnung der Staatsschulden wirkt zinstreibend", schreiben die Nordbank-Analysten in ihrem Marktkommentar. Auf Sicht von zwölf Monaten sei daher ein Anstieg der Zinsen für zehnjährige Bundesanleihen, deren Rendite als Maßstab für den Hypothekenmarkt gilt, um mehr als einen Prozentpunkt durchaus wahrscheinlich.

Damit dürften die kommenden Wochen bei der Neu- und Anschlussfinanzierung ein Zeitfenster für besonders günstige Kreditabschlüsse öffnen. Der Baugeldvermittler Interhyp rät, bei der Anschlussfinanzierung die gesunkenen Zinsen gezielt für eine Erhöhung des Tilgungsanteils zu nutzen. "Damit können Immobilienbesitzer bei gleicher monatlicher Belastung erheblich schneller schuldenfrei sein", sagt Interhyp-Vorstand Robert Haselsteiner. Eigenheimbesitzer, die ihr Erstdarlehen in den Jahren 1999 und 2000 abgeschlossen haben, können Zinsvorteile von 1,5 bis zwei Prozentpunkten verbuchen.

Anschlussfinanzierung jetzt planen

Für diejenigen, deren Zinsbindung in den nächsten Monaten ausläuft, stellt sich die Frage nach dem günstigsten Zeitpunkt für eine Anschlussfinanzierung. Wer auf Nummer sicher gehen will, kann sich das derzeitige Zinsniveau in Form eines so genannten Forward-Darlehens auch dann schon sichern, wenn der Festzins erst in einem oder zwei Jahren endet.

Als Gegenleistung für den Abschluss im Voraus berechnen die Banken im Vergleich zum sofort abzurufenden Immobilienkredit einen Zinsaufschlag - doch dieser fällt derzeit recht moderat aus. So verlangt etwa die Direktbank ING-DiBa ab dem siebten Monat für jeden weiteren Wartemonat einen Zusatzzins von 0,03 Prozent, so dass sich der Kreditabschluss dann bei einem Jahr Vorlauf um 0,18 Prozentpunkte verteuert. Der Kreditnehmer muss abwägen, ob er in dieser Situation lieber den Extrazins oder im Fall eines stärkeren Zinsanstiegs die Mehrkosten einer ungesicherten Anschlussfinanzierung in Kauf nimmt.

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