Kommentar zu PKV-Beitragserhöhungen
Zinsdürre dauert an – PKV hat keine Wahl
Die Nullzinspolitik zwingt PKV-Anbieter zu Beitragserhöhungen. Klagen helfen nicht, auch Ärzte müssen – und können – sich darauf einstellen.
Veröffentlicht:Die privaten Krankenversicherer erhöhen die Preise. Im Schnitt werden es 8,1 Prozent sein. Ausreißer ist der größte private Krankenversicherer Debeka mit 17,6 Prozent.
Die PKV verweist auf die gesetzlichen Vorschriften, die sie zwingen, erst bestimmte Schwellenwerte von Erhöhungen der Gesundheitskosten abzuwarten, bevor sie erhöhen dürfen – dann aber unter Einrechnung aller Umstände, vor allem der Zinsen. Das führt zu Jahren mit niedrigen Erhöhungen, gefolgt von einem richtigen Hammerjahr. Die Kritik an diesen Regeln ist richtig. Und die PKV hat auch das gute Recht, auf die Erhöhungen bei den gesetzlichen Krankenkassen hinzuweisen, die ihrer Ansicht nach über die Zeit höher sind als die der PKV.
Aber das alles ändert nichts am Kernproblem, den niedrigen Zinsen. Die private Krankenvollversicherung ist „nach Art der Lebensversicherung“ organisiert. Das heißt, in jüngeren Jahren sparen der oder die Versicherte an, damit der höhere medizinische Aufwand im Alter nicht zu drastisch steigenden Beiträgen führt.
Weil die Zinsen so niedrig sind, müssen die Beiträge steigen, damit im Alter genügend Mittel vorhanden sind. Ein Ende der Zinsdürre ist nicht in Sicht – und die Lage für die PKV wird dadurch immer schwieriger.
Für Ärztinnen und Ärzte heißt das: Sie müssen damit rechnen, dass die PKV immer mehr Druck in Richtung Senkung der Leistungsausgaben macht. Keine schöne Aussicht – doch beherrschbar, wenn man sich frühzeitig darauf einstellt.
Herbert Fromme ist Wirtschaftsjournalist in Köln.