Planspiele statt Übungen - so bereiten sich Kliniken auf Katastrophen vor

BERLIN (gvg). Einer neuen Umfrage zufolge, die gestern auf dem Chirurgenkongreß in Berlin vorgestellt wurde, hapert es in Deutschlands Kliniken erheblich bei der Umsetzung der Katastrophenpläne. Gerade mit Blick auf die Fußball-WM 2006 erscheine die Situation "dringend verbesserungsbedürftig".

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Die Umfrage wurde von der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie und vom Berufsverband der Deutschen Chirurgen gemeinsam in Auftrag gegeben. Angeschrieben wurden insgesamt 2456 Kliniken, von denen etwa ein Drittel antwortete.

Zwar existiere in fast allen Kliniken, die geantwortet haben, ein Katastrophenplan, doch mit der Umsetzung sei es in vielen Häusern nicht weit her, wie Dr. Johannes Weidringer von der bayerischen Landesärztekammer in Berlin gesagt hat. Weidringer hat die Umfrage geleitet.

So habe es in etwa der Hälfte der Krankenhäuser bisher keinerlei Katastrophenübungen gegeben. Und in den meisten Kliniken, in denen Katastrophenszenarien durchgespielt wurden, geschah dies lediglich über Planspiele am Tisch und nicht mit praktischen Übungen, an denen das Personal beteiligt wurde.

Immerhin: Drei von vier Kliniken gaben an, Konzepte für die Dekontamination von Patienten nach Katastrophen mit biologischen oder chemischen Agenzien zu haben.

In etwa sechs von zehn Häusern wurde im Jahr 2003 der Katastrophenplan aktualisiert. "Es ist davon auszugehen, daß das teilweise eine direkte Folge der Befragung war", so Weidringer. Viele der Angeschriebenen hätten das auch freimütig zugegeben. Informiert werde das Personal über den Katastrophenplan und eventuelle Änderungen in über achtzig Prozent der Fälle schriftlich.

Nur in jedem fünften Krankenhaus kam das Thema in Personalversammlungen zur Sprache. "Zur Vorbereitung auf die Fußball-Weltmeisterschaft sind Planung und Simulation von Notfall-Einsatzkonzepten dringend nötig", so das Fazit von Weidringer.

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