Orthopäden klagen über Nachwuchsmangel

Einen eklatanten Fachärztemangel und Lücken in der ärztlichen Versorgung befürchtet der Berufsverband Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU) für die nächsten Jahre.

Von Uwe Grönewold Veröffentlicht:
Immer mehr Patienten brauchen für orthopädische Untersuchungen mehr fachärztlichen Nachwuchs.

Immer mehr Patienten brauchen für orthopädische Untersuchungen mehr fachärztlichen Nachwuchs.

© wildworx / fotolia.com

BERLIN. Immer weniger spezialisiert ausgebildete Ärzte stehen einer aufgrund der demografischen Entwicklung stetig größer werdenden Patientenschar gegenüber, beklagte der Präsident des Berufsverbandes Orthopädie und Unfallchirurgie Helmut Mälzer beim Orthopädie-Kongress in Berlin. Mit einer verbesserten Nachwuchsförderung, familienfreundlicheren Arbeitsbedingungen und der Forderung nach angemessener Vergütung will der BVOU dem Trend entgegenwirken.

Im vergangenen Jahr haben bundesweit nur noch 1339 Orthopäden und Unfallchirurgen ihre Facharztprüfung abgelegt - 228 weniger als noch 2007. Insgesamt praktizierten Ende 2009 in Deutschland 3693 Fachärzte für Orthopädie und Unfallchirurgie, darunter lediglich 329 Ärztinnen. Und die berufliche Attraktivität scheint weiter zu schwinden: Lediglich fünf Prozent der Medizinstudenten von heute möchten noch Chirurg werden. "Gleichzeitig wissen wir, dass im Jahre 2030 etwa ein Drittel der Deutschen älter als 65 Jahre sind, von denen viele unter behandlungsbedürftigen Erkrankungen der Haltungs- und Bewegungsorgane leiden", sagte Mälzer bei einer Pressekonferenz des Verbandes. Schon heute werden jährlich etwa 350 000 Hüft- und Kniegelenke implantiert - Tendenz weiter steigend. Weil altersbedingt in den nächsten zehn Jahren 70 000 Ärzte das Gesundheitssystem verlassen und das Durchschnittsalter der Ärzte in Deutschland - derzeit 51,9 Jahre - weiter steigt, so Mälzer, besteht erheblicher Nachwuchsbedarf besonders in den chirurgischen Fächern.

Umfragen zeigen, so der BVOU-Präsident, dass nicht die Fachrichtung an sich, sondern die äußeren Umstände wie lange Arbeitszeiten, schlechte Fortbildungsmöglichkeiten und geringe Honorare abschreckend wirken. Verbesserungen müsse es auf allen Ebenen geben, um den Beruf auch für den ärztlichen Nachwuchs attraktiver zu machen, so Mälzer:

• Schaffung von familienfreundlichen Arbeitsplätzen, die eine Vereinbarkeit von Familie und Beruf ermöglichen, insbesondere für Ärztinnen,

• finanzielle Förderung der fachärztlichen Weiterbildung; attraktive, gut strukturierte Fortbildungsangebote,

• neue Lehrmodelle (Simulatortraining, webbasiertes Lernen) für den orthopädisch-unfallchirurgischen Nachwuchs,

• transparente Vergütungssysteme.

Niedergelassene Orthopäden und Unfallchirurgen benötigen eine bessere Honorierung. Das "nicht mehr nachvollziehbare Verteilungssystem" hat dazu geführt, dass bei dieser Berufsgruppe 2009 "nachweisbar weniger Geld angekommen ist als 2008". Der BVOU setzt sich mit gezielten Maßnahmen im Bereich der Nachwuchsförderung sowie Weiterbildung für eine Verbesserung der Situation ein, fordert hierbei Unterstützung von der Politik. Den Medizinstudenten von heute, die sich für eine Chirurgenlaufbahn entscheiden, verspricht BVOU-Präsident Mälzer glänzende Karrieremöglichkeiten: "Die Aussichten auf eine Oberarzt- oder Chefarztposition sind in den letzten Jahren rapide gestiegen."

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