Kaffee löst keine Rhythmustörungen aus

SAN FRANCISCO (ob). Der Patient hat Herzrhythmusstörungen und trinkt täglich mindesten vier Tassen Kaffee - was liegt da näher, als ihm Mäßigung beim Kaffeegenuss zu empfehlen. Für eine solche Empfehlung gibt es keinen Grund, widersprechen jetzt US-Forscher mit Hinweis auf neue Studiendaten.

Veröffentlicht:
Gute Nachricht für alle Kaffeetrinker: Ihr Lieblingsgetränk löst keine Herzrhythmusstörungen aus. © T.Tulic / fotolia.com

Gute Nachricht für alle Kaffeetrinker: Ihr Lieblingsgetränk löst keine Herzrhythmusstörungen aus. © T.Tulic / fotolia.com

© T.Tulic / fotolia.com

Kaffee wirkt anregend - auch auf das Herz: Pulsfrequenz und Blutdruck steigen, das Herz schlägt kräftiger. Empfindliche Menschen verspüren dies oft in Form von Palpitationen, die als unangenehm empfunden werden. Der Glaube, dass Kaffee ein potenzieller Auslöser von Arrhythmien ist, ist weit verbreitet. Menschen mit Rhythmusstörungen erhalten deshalb immer wieder der Rat, auf das "Genussgift" Kaffee unbedingt zu verzichten.

In völligem Widerspruch zu dieser Empfehlung stehen allerdings neue Studiendaten, die Professor Arthur Klatsky aus Oakland jetzt bei einem Kongress für "Epidemiologie und Prävention" in San Francisco präsentiert hat.Er und sein Team haben in einer prospektiven Langzeitstudie die Daten von 130 054 Männern und Frauen unter folgender Fragestellung analysiert: Wie häufig waren Klinikeinweisungen wegen Herzrhythmusstörungen in Abhängigkeit vom Kaffeekonsum.

Das nicht nur für die Forscher überraschende Ergebnis: Kaffeegenuss war nicht etwa mit einem erhöhten, sondern im Vergleich zu Kaffee-Abstinenz mit einem signifikant niedrigeren Risiko für stationär behandelte Arrhythmien assoziiert. Es war sogar eine gewisse "Dosis-Wirkungs-Beziehung" zu erkennen: Wer mindestens vier Tassen täglich trank, hatte ein um 18 Prozent geringeres Risiko; waren es nur eine bis drei Tassen, betrug die relative Risikoreduktion auch nur 7 Prozent. Insgesamt 2,6 Prozent aller erfassten Personen waren wegen Herzrhythmusstörungen in einer Klinik behandelt worden, die Hälfte davon wegen Vorhofflimmern. Bei Teetrinkern fand sich keine entsprechende Assoziation mit den Arrhythmie-Risiko.

Von 11 656 Teilnehmern erhielten die Forscher auch differenzierte Angaben zum Konsum von koffeinhaltigem oder koffeinfreiem Kaffee. Danach müsse die Risikoreduktion wohl primär dem Koffein zugeschrieben werden, berichtete Klatsky. Er vermutet, dass Koffein durch eine Hemmung der Wirkung von Adenosin vor Arrhythmien schützen könnte.

Noch aber ist nicht eindeutig bewiesen, dass in der Kaffeebohne auch "antiarrhythmische" Wirkkraft steckt. Für die Empfehlung, Kaffee aus Gründen der Arrhythmie-Prophylaxe zu trinken, reichen die Daten somit noch längst nicht aus - wohl aber dafür, das belebende Getränk vom Verdacht eines proarrhythmogen Triggers freizusprechen.

Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Wie Zink das Immunsystem stärken kann

© Tondone | AdobeStock

Risikogruppen schützen

Wie Zink das Immunsystem stärken kann

Anzeige | Wörwag Pharma GmbH & CO KG
Vitamin-B12-Mangel frühzeitig behandeln!

© Aleksandr | colourbox.de

Fatal verkannt

Vitamin-B12-Mangel frühzeitig behandeln!

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
Aktuelle Empfehlungen für die Praxis

© polkadot - stock.adobe.com

Vitamin-B12-Mangel

Aktuelle Empfehlungen für die Praxis

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
B12-Mangel durch PPI & Metformin

© Pixel-Shot - stock.adobe.com

Achtung Vitamin-Falle

B12-Mangel durch PPI & Metformin

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
SCD-PROTECT-Studie-- Frühe Phase nach Diagnose einer Herzinsuffizienz – deutlich höheres Risiko für den plötzlichen Herztod als in der chronischen Phase.

© Zoll CMS

SCD-Schutz in früher HF-Phase

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: ZOLL CMS GmbH, Köln
Abb. 2: Schneller Wirkeintritt von Naldemedin im Vergleich zu Placebo in den Studien COMPOSE-1 und COMPOSE-2

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [15]

Opioidinduzierte Obstipation

Selektive Hemmung von Darm-Opioidrezeptoren mit PAMORA

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Viatris-Gruppe Deutschland (Mylan Germany GmbH), Bad Homburg v. d. Höhe

Chronisch kranke Kinder

Mangelernährung frühzeitig erkennen und konsequent angehen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Danone Deutschland GmbH, Frankfurt/Main
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Übersichtsarbeit zu Grippeimpfstoffen

Influenza-Vakzinen im Vergleich: Nutzen und Risiken

Lesetipps
Sieht lecker aus und schmeckt — doch die in Fertigprodukten oft enthaltenen Emulgatoren wirken proinflammatorisch. Ein No-Go für Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen.

© mit KI generiert / manazil / stock.adobe.com

Emulgatoren in Fertigprodukten

Hilfreich bei Morbus Crohn: Speiseeis & Co. raus aus dem Speiseplan!