Mehr Pilz-Infekte machen Klinikern zu schaffen

HAMBURG (grue). In der Klinik erworbene Infektionen haben seit den 70er Jahren um mehr als ein Drittel zugenommen. Das betrifft besonders Pilzinfektionen auf Intensivstationen. Für davon betroffene Patienten ist Caspofungin eine gute Option.

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In den USA kamen 1995 auf 1000 stationäre Behandlungstage zehn nosokomiale Infektionen, Tendenz steigend. Ähnlich dürfte die Situation in Europa sein, sagte Professor Eckhard Müller von der Uniklinik Bochum auf einer MSD-Veranstaltung in Hamburg. "Dabei ist die Rate bakterieller Infektionen seit Jahrzehnten nahezu stabil, wogegen die Pilzinfektionen stetig zunehmen".

Septische Schockzustände werden mittlerweile zu 14 Prozent allein durch Pilze hervorgerufen, bei 27 Prozent der Patienten sind Pilze mitbeteiligt. Besonders gefährdet sind Kranke mit schlechter Immunabwehr wegen Blutkrebs, Knochenmark- und Organtransplantation oder Intensivversorgung.

Das Risiko für invasive Pilzinfektionen hängt aber auch von der Krankheitsschwere ab. Eine Vorbehandlung mit Antibiotika, dauerhaft angelegte zentrale Venen- und Dialysekatheter, längere parenterale Ernährung und wiederholte Oberbauchoperationen sind ebenfalls riskant, sagte Müller. Am häufigsten seien Infektionen mit Candida-Arten und Aspergillen, die bei Intensiv-Patienten die Sterblichkeit auf über 50 Prozent erhöhen. Bei den Sproßpilzen habe sich auch noch das Erregerspektrum verschoben, so Müller.

"Statt Candida albicans sehen wir immer häufiger Candida glabrata und Candida krusei, dann ist das Antimykotikum Fluconazol kaum noch wirksam." Alternativ könne mit neuen Substanzen wie Caspofungin (Cancidas®) behandelt werden. Das Echinocandin wirkt ähnlich stark wie Amphotericin B, ist aber besser verträglich.

"Das ist wichtig für Intensivpatienten mit Multiorganversagen", sagte Müller. Patienten mit Candidämie brauchen mitunter für mehrere Wochen Antimykotika. Außerdem sollte unbedingt der ursächlich besiedelte Venenkatheter gewechselt oder entfernt werden.

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