Krank durch Mobilfunk? Ärzte wollen Meldestelle für Kasuistiken

BERLIN (fst). Immer mehr Ärzte fordern eine zentrale, systematische Dokumentation von Berichten über gesundheitliche Nebenwirkungen durch Mobilfunkstrahlung.

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In einer Stellungnahme drängt die Baden-Württembergische Ärztekammer darauf, eine Meldestelle bei einer Bundesbehörde wie dem Robert-Koch-Institut oder dem Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) zu etablieren.

Die Einrichtung solle bundesweit Kasuistiken über "Mobilfunk-Nebenwirkungen" sammeln, sagte Dr. Günter Baitsch, Vorsitzender des Umweltausschusses der Landesärztekammer. Er rief seine Kollegen dazu auf, Beschwerden von Patienten "ernst zu nehmen und zu dokumentieren". Das tun Ärzte immer häufiger.

Im vergangenen Jahr haben Kollegen etwa in Bamberg begonnen, Kasuistiken zu Beschwerden durch Mobilfunk zusammenzutragen. Im oberfränkischen Dorf Naila werteten vier Allgemeinärzte Patientendaten von Einwohnern aus, die im Umkreis von 400 Metern um einen 1993 errichteten Mobilfunksendemast lebten - und stellten eine dreifach erhöhte Krebsinzidenz fest.

Die Strahlenschutzbehörde aber äußerte Zweifel an den Ergebnissen, die absoluten Erkrankungszahlen seien zu klein. Es bestehe keine Veranlassung, die bestehenden Grenzwerte zu senken, meint das BfS.

Aussagekräftige Ergebnisse über langfristige Gesundheitsschäden durch Mobilfunk erhoffen sich Forscher von einer prospektiven Studie über Handynutzer mit 250 000 Teilnehmern in Deutschland und in vier weiteren Ländern. Die Studie startet 2006, Ergebnisse sollen frühestens 2011 vorliegen.

Lesen Sie dazu auch: Ärzte wollen Handystrahlung genau prüfen

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