Ernährung

Lebensmittelverband – alter Wein in neuen Schläuchen?

Die Lebensmittellobby gibt sich einen neuen Namen. Für die Diabetes Gesellschaft bleibt sie „Verhinderer gesunder Ernährung“.

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BERLIN/HAMBURG. In der Lebensmittelbranche herrscht offensichtlich Unruhe. Die Branche ist gespalten, seit das Landgericht Hamburg Iglo aus wettbewerbsrechtlichen Gründen per einstweilige Verfügung untersagt hat, seine Tiefkühlkostpackungen mit dem französischen Nutri Score zu kennzeichnen, und der Bund für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde (BLL) fast zeitgleich ein, wie er sagt, in der Branche konsentiertes, eigenes System zur Lebensmittelkennzeichnung präsentiert hat.

Auf seiner Mitgliederversammlung gab sich der BLL nun den neuen Namen „Lebensmittelverband Deutschland“. Philipp Hengstenberg fungiert fortan als Nachfolger von Stephan Nießner als BLL-Präsident.

War die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) bisher mit dem BLL schon nicht so grün, so nimmt DDG-Geschäftsführerin Barbara Bitzer nun den Austritt Iglos aus dem Verband zum Anlass, um gegen die Lebensmittellobby im neuen Gewand zu wettern.

„Wir begrüßen die Entscheidung von Iglo, nicht länger einen Verband zu unterstützen, der die Zeichen der Zeit in Sachen gesunde Ernährung verschlafen hat. Der BLL profiliert sich bislang als Verhinderer vieler wissenschaftlich empfohlener Maßnahmen zur Eindämmung von Übergewicht.

Dies wurde zuletzt deutlich bei der Diskussion um den Nutri-Score, der ebenfalls nicht vom BLL unterstützt wird, obwohl bereits fünf deutsche Hersteller, darunter Iglo, das Kennzeichnungssystem eingeführt haben oder dies planen“, unkt Bitzer.

Iglo zeige, dass es auch anders gehe und die Lebensmittelindustrie Teil der Lösung sein könne – und wolle. „Für den BLL muss dies ein Weckruf sein, seine Blockadehaltung in Sachen gesunder Ernährung aufzugeben“, so Bitzer. Ein konkreter Schritt wäre laut DDG die Unterstützung des Nutri-Scores „als europäische Lösung einer verständlichen Lebensmittelkennzeichnung“. (maw)

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