Demenz-Therapie mit positivem Nebeneffekt

QUEBEC (mal). Aggressivität und Unruhe sind bei vielen Patienten mit fortgeschrittener Alzheimer-Demenz der Grund, daß sie nicht mehr zuhause, sondern im Heim betreut werden. Die antidementive Therapie mit Memantine mindert gerade diese Demenz-begleitenden Verhaltensstörungen, melden Forscher um Professor Serge Gauthier aus Quebec in Kanada.

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Die Wissenschaftler haben die in zwei Placebo-kontrollierten Studien zu Demenz-begleitenden Verhaltensstörungen erhobenen Daten analysiert. In der einen Studie hatten 252 Patienten Memantine oder Placebo als antidementive Monotherapie bekommen, in der anderen Studie waren 404 Patienten mit Memantine oder Placebo zusätzlich zum Cholinesterasehemmer Donepezil behandelt worden (wir berichteten). Die Studien wurden von Merz, das Memantine als Axura® anbietet, und Forest Laboratories Inc., dem Entwicklungs- und Vermarktungspartner in den USA, unterstützt.

In beiden Studien waren die Häufigkeit und die Ausprägung von zwölf definierten Verhaltensstörungen wie Wahnvorstellungen, Angst oder Aggressionen im NPI-Score (NeuroPschiatric Inventory-Score) erfaßt worden.

Ergebnis: Im Vergleich zu Placebo hatte Memantine einen - in der Kombinationsstudie auch signifikanten - positiven Einfluß auf die Gesamtheit der Verhaltensstörungen. In beiden Studien signifikant war der Effekt speziell auf Unruhe und Aggressivität. Zum Beispiel entwickelten in der Monotherapie-Studie von den zu Studienbeginn symptomfreien Patienten nur 27 Prozent unter Memantine, aber 58 Prozent unter Placebo im weiteren Studienverlauf Unruhe und Aggressivität. Und: Schon bestehende Unruhe und Aggressivität nahmen mit Memantine bei 55 Prozent ab, mit Placebo aber nur bei 36 Prozent der Alzheimer-Patienten (Int J Geriatr Psychiatry 20, 2005, 459)

Eine konsequente Memantine-Therapie könnte bei Alzheimer-Kranken mit Verhaltensstörungen den Bedarf etwa an Neuroleptika mindern, so die Forscher. Und durch den positiven Effekt auf Unruhe und Aggressionen könnten Heim-Unterbringungen vermieden und so Ausgaben im Gesundheitssystem reduziert werden.

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