Alzheimer-Therapie erleichtert die Pflege der Kranken

DÜSSELDORF (kas/mal). Antidementiva werden heute nicht mehr allein an ihren Effekten auf die kognitive Leistungsfähigkeit gemessen. Sondern sie werden auch nach ihrem Einfluß etwa auf die Fähigkeit der Patienten, im Alltag allein zurecht zu kommen, oder ihrem Effekt auf Verhaltensstörungen beurteilt. Memantine schneidet bei allen diesen Kriterien positiv ab und mindert die Belastung der Pflegenden.

Veröffentlicht:

Der NMDA-Rezeptorantagonist Memantine beeinflußt Verhaltensstörungen wie Agitiertheit und Aggressionen günstig, stabilisiert aber auch die Alltagskompetenz der Patienten. Daran hat Professor Klaus-Dieter Kossow aus Achim auf einem vom Unternehmen Merz unterstützten Workshop des Zukunftsforums Demenz in Düsseldorf erinnert.

Sowohl Alltagskompetenz als auch Verhaltensstörungen wirken sich bei der Pflege der Patienten aus: Je geringer die Alltagskompetenz ist und je ausgeprägter Verhaltensstörungen sind, desto stärker sind die Pflegenden belastet.

    Mit Memantine entwickeln weniger Kranke Verhaltensstörungen.
   

Eine neue Untersuchung, die den guten Effekt von Memantine (vom Unternehmen angeboten als Axura®) bei Demenz-assoziierten Verhaltensstörungen bestätigt, ist dieses Jahr im "International Journal of Geriatric Psychiatry" (20, 2005, 459) veröffentlicht worden. Darin waren die in zwei Placebo-kontrollierten Studien zu Demenz-begleitenden Verhaltensstörungen erhobenen Daten analysiert worden.

In der einen Studie hatten 252 Patienten Memantine oder Placebo als Monotherapie bekommen, in der anderen Studie waren 404 Patienten mit Memantine oder Placebo zusätzlich zum Cholinesterasehemmer Donepezil behandelt worden. In beiden Studien wurden Häufigkeit und Ausprägung von zwölf Verhaltensstörungen wie Wahnvorstellungen, Angst oder Aggressionen erfaßt.

Ergebnis: Im Vergleich zu Placebo hatte Memantine einen - in der Kombinationsstudie auch signifikanten - positiven Einfluß auf die Gesamtheit der Verhaltensstörungen. In beiden Studien signifikant war der Effekt speziell auf Unruhe und Aggressivität.

Zum Beispiel entwickelten in der Monotherapie-Studie von den zu Studienbeginn symptomfreien Patienten nur 27 Prozent unter Memantine, aber 58 Prozent unter Placebo im weiteren Studienverlauf Unruhe und Aggressivität. Schon bestehende Unruhe und Aggressivität nahmen mit Memantine bei 55 Prozent der Alzheimer-Patienten ab, mit Placebo aber nur bei 36 Prozent.

Durch den Effekt auf Unruhe und Aggressionen könnten Heim-Unterbringungen vermieden werden, so ein Fazit der Studienautoren.

Mehr zum Thema

Mitochondriale Dysfunktion

Atmungskette bei Alzheimer offenbar beeinträchtigt

NHANES-Analyse

Bei Hörminderung: Hörgeräteträger leben länger

Weniger Rezidive

Hustenstiller lindert Agitation bei Alzheimer

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Tierexperiment: Neuer Signalweg identifiziert

Essen in Sicht? Die Leber ist schon aktiv!

Lesetipps
Wo lang im Gesundheitswesen? Der SVR Gesundheit und Pflege empfiehlt mehr Richtungspfeile für alle Akteure.

© StefanieBaum / stock.adobe.com

Sachverständigenrat Gesundheit und Pflege

Gesundheitsweise empfehlen Primärversorgung für alle – und Quotierung der Weiterbildung

„Wenn die Politik Wissenschaftlern sagen würde, wir wollen dieses oder jenes Ergebnis, ist das Propaganda.“ Klaus Überla – hier im Treppenhaus seines Instituts – über Einmischungen aus der Politik.

© Patty Varasano für die Ärzte Zeitung

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer