Memantine mildert die Aggressionen Demenz-Kranker

BERLIN (djb). Bei Patienten mit fortgeschrittener Alzheimer-Demenz sind Verhaltensauffälligkeiten wie Aggression und Agitiertheit öfter als kognitive Defizite der Anlaß, für die Kranken einen Platz im Pflegeheim zu suchen. Der NMDA-Rezeptorantagonist Memantine bessert außer den Kernsymptomen der Alzheimer-Krankheit auch solche Verhaltensstörungen.

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Darauf hat Professor Matthias Riepe von der Charité Berlin, Campus Benjamin Franklin, bei einer von Merz unterstützten Veranstaltung in Berlin hingewiesen. Daß Demenz-assoziierte Verhaltensauffälligkeiten durch Memantine (von dem Unternehmen angeboten als Axura®) gemildert werden, belegt auch die Analyse der Daten zweier Placebo-kontrollierter Studien.

In beiden Studien waren die Häufigkeit und die Ausprägung von zwölf definierten Demenz-assoziierten Verhaltensstörungen wie Wahnvorstellungen, Angst oder Aggressionen im NPI-Score (NeuroPsychiatric Inventory-Score) erfaßt worden.

In einer der beiden Studien hatten 252 Demenz-Patienten über 28 Wochen täglich 20 mg Memantine oder Placebo als Monotherapie erhalten. In der zweiten Studie waren 404 Patienten mit fortgeschrittener Alzheimer-Demenz nach einer sechsmonatigen Therapie mit einem Cholinesterasehemmer über 24 Wochen zusätzlich mit 20 mg Memantine pro Tag oder mit Placebo behandelt worden.

In beiden Studien fielen die Änderungen im NPI-Gesamtscore durchgängig zugunsten von Memantine aus. In der Studie, in der Memantine mit dem Cholinesterasehemmer kombiniert worden war, waren die Besserungen signifikant im Vergleich zu Placebo.

Besonders ausgeprägt und in beiden Studien signifikant im Vergleich zu Placebo war der Effekt von Memantine auf Agitiertheit/Aggression. Signifikante Besserungen gab es aber auch in den NPI-Domänen Wahnvorstellungen, Reizbarkeit/Labilität und Appetit/Eßverhalten. Depressionen und Dysphorie gingen deutlich zurück.

Die nicht-kognitiven Störungen bei Alzheimer-Demenz wie Stimmungsstörungen, Angst, psychotische Züge, Agitiertheit und Aggressivität seien für Patienten und ihre Familien oft eine stärkere Belastung als der kognitive Abbau, erinnerte Riepe.

Er wies darauf hin, daß nach einer weiteren Studie der Betreuungsaufwand unter einer Therapie mit Memantine im Vergleich zu Patienten, die Placebo bekommen, um durchschnittlich 1,5 Stunden pro Tag geringer ist. Auch könnten durch die antidementive Therapie Aufnahmen in ein Pflegeheim verzögert werden, sagte Riepe.



STICHWORT

NPI-Score

Der Score NPI (NeuroPsychiatric Inventory) berücksichtigt zehn Verhaltensstörungen bei Patienten mit einer Demenz-Erkrankung. Dazu gehören Symptome wie Unruhe oder Halluzinationen.

Für jede Störung wird das Produkt aus Häufigkeit (0 Punkte = nicht vorhanden bis 4 Punkte = täglich) und Ausprägung (1 Punkt = leicht ausgeprägt bis 3 Punkte = stark ausgeprägt) berechnet. Es liegt jeweils zwischen 0 und 12 Punkten. Zum Schluß werden die Punkte für die zehn Verhaltensstörungen addiert. Die NPI-Gesamtpunktzahl liegt somit zwischen 0 und 120 Punkten.

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