Anti-Sturz-Training für Demenzkranke wird geprüft

LEIPZIG (sir). Ein spezielles Kraft- und Geschicklichkeitstraining kann Heimbewohner vor Stürzen bewahren. Es wird jetzt auch bei Demenzpatienten geprüft.

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Personalschulung, Umgebungsmodifikation, Verordnung von Hüftprotektoren und ein gezieltes Training von Kraft und Balance, das war der Maßnahmenkatalog des "Ulmer Modells zur Verhinderung von Stürzen". Eine Studie dazu hatte bei Heimbewohnern bereits in den Jahren 1998 bis 2000 stattgefunden. Das hat Dr. Ulrich Rißmann aus Stuttgart auf dem Dementia Fair Congress in Leipzig berichtet.

"Die Anzahl der Stürze konnte bei dem Modellprojekt um 44 Prozent, die der multiplen Stürze um 45 Prozent und die der gestürzten Personen um 30 Prozent gesenkt werden." Trainiert wurde in Kleingruppen. Wenn möglich hatten alle mit Hilfen gehfähigen Heimbewohner ab 60 Jahren daran teilgenommen. Es war gezielt auf die Verbesserung von Kraft und Balance ausgerichtet gewesen.

"Solche Studien muss es auch speziell für Demenzkranke geben", ergänzte Privatdozent Klaus Hauer aus Heidelberg. Schließlich haben sie mit ihrer mangelnden Orientierung und ihrem oft extrem gesteigerten Bewegungsdrang ein besonders hohes Risiko für Stürze.

In einem systematischen Review dazu hatte Hauer allerdings nur wenig aussagekräftige Studiendaten gefunden: "Zielgruppen waren nicht oder nicht genau spezifiziert, vor allem nicht detailliert nach dem kognitiven Status", bemängelte er, "häufig kamen unspezifische, nicht standardisierte Interventionen zum Einsatz; die Ergebnisse wurden mit nicht validierten Instrumenten gemessen." Eine eigene prospektive Interventionsstudie soll Abhilfe schaffen. Sie läuft bereits seit 2005 und stellt bei 130 Demenzpatienten in Heimen ein progressives Kraft- und Funktionstraining einer unspezifischen "Hockergymnastik" gegenüber.

Das Studiendesign wurde 2006 mit dem Wilhelm-Woort-Preis und dem Cochrane-Preis ausgezeichnet. "Die Ergebnisse sind spätestens im nächsten Jahr zu erwarten", so Hauer.

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