Wenig erfolgreiches DMP ist ohne Alternative

BAD SEGEBERG/KIEL (di). KV und Krankenkassen im Norden halten trotz geringer Erfolge am Disease-Management-Programm (DMP) für Patienten mit Diabetes fest. Die KV sieht aus politischen Gründen keine Alternative.

Veröffentlicht:

Von "wenig medizinisch fassbaren Erfolgen" berichtet der Lübecker Allgemeinmediziner Professor Jens-Martin Träder im jüngsten KV-Mitteilungsblatt, nachdem er AOK-Daten aus Schleswig-Holstein über das DMP Diabetes ausgewertet hat. Er stützt sich dabei auf bundesweite Umfragen, für deren Analyse die AOK ein Konsortium von Epidemiologen und Sozialmedizinern verschiedener Institute beauftragt hatte.

Im Norden hatte es vor dem DMP schon Strukturverträge gegeben.

Zu den Erfolgen zählt Träder einen deutlichen Rückgang der Raucher. Zugleich stellt er aber nahezu konstante HBA1C-Werte, eine überwiegend nicht optimale Blutdruckeinstellung und keine Verbesserungen beim Körpergewicht der Patienten fest. Die Kosten für Bürokratie und für Medikamente sind nach seinen Angaben gestiegen, die für Klinikaufenthalte stagnieren. Die geringen Erfolge führt Träder genauso wie die KV darauf zurück, dass in Schleswig-Holstein vor dem DMP Diabetes schon Strukturverträge existierten.

"Daher hatten wir einen Teil der Effekte wohl schon in der Zeit vor dem Beginn des DMP verfrühstückt, weitere Verbesserungen waren nicht zu erwarten", schreibt Träder. Auch in ihrem indikationsspezifischen Bericht hatte die KV jüngst festgestellt, dass nicht alle Qualitätsziele erreicht werden. Dennoch sieht die KV keine Alternative zum DMP, teilte sie auf Anfrage mit.

Auch AOK-Chef Dr. Dieter Paffrath sagte: "DMP Diabetes muss fortgesetzt werden." Er sieht sogar "erste deutliche Hinweise auf positive Ergebnisse", wie etwa die Abnahme der Raucher und eine verstärkte Einbeziehung von Augenärzten in die Behandlung. Zugleich will seine Kasse nicht erreichte Ziele hinterfragen. So müsse mit den Ärzten diskutiert werden, mit welchen Maßnahmen eine Gewichtsreduzierung bei den Patienten erreicht werden kann und ob alle Patienten eine leitliniengerechte Therapie erhalten.

Mehr zum Thema

Tierexperiment: Neuer Signalweg identifiziert

Essen in Sicht? Die Leber ist schon aktiv!

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Tierexperiment: Neuer Signalweg identifiziert

Essen in Sicht? Die Leber ist schon aktiv!

Lesetipps
Wo lang im Gesundheitswesen? Der SVR Gesundheit und Pflege empfiehlt mehr Richtungspfeile für alle Akteure.

© StefanieBaum / stock.adobe.com

Sachverständigenrat Gesundheit und Pflege

Gesundheitsweise empfehlen Primärversorgung für alle – und Quotierung der Weiterbildung

„Wenn die Politik Wissenschaftlern sagen würde, wir wollen dieses oder jenes Ergebnis, ist das Propaganda.“ Klaus Überla – hier im Treppenhaus seines Instituts – über Einmischungen aus der Politik.

© Patty Varasano für die Ärzte Zeitung

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer