Trotz schlechter Werte glauben viele Diabetiker, gut eingestellt zu sein

AMSTERDAM (hbr). Viele Typ-2- Diabetiker erreichen die HbA1c-Zielwerte nicht. Trotzdem halten sich viele fälschlicherweise für gut eingestellt, wie die Studie "Choose Control" ergeben hat.

Veröffentlicht:

In der Studie wurde untersucht, woran es liegt, dass viele mit Tabletten behandelte Typ-2-Diabetiker keine gute Stoffwechselkontrolle erreichen. Nach den Studiendaten ist den meisten Patienten offenbar ihre mangelhafte Einstellung gar nicht bewusst. Drei von vier glaubten sogar, ihre Krankheit gut im Griff zu haben, wie Professor Eberhard Standl aus München berichtet hat.

An der Umfrage "Choose Control" nahmen 787 Patienten teil, davon 152 aus Deutschland und die anderen aus Frankreich, Italien, Spanien und Großbritannien. Voraussetzung für die Teilnahme war ein HbA1c-Wert über dem Zielwert des jeweiligen Landes. Der liegt in Deutschland, Frankreich und Spanien unter 6,5 Prozent, in Italien unter 7 Prozent und in Großbritannien unter 7,5 Prozent. Die mittleren HbA1c-Werte waren hoch, sagte Standl bei einem Diabeteskongress in Amsterdam. Sie betrugen in Deutschland 9,6 und im europäischen Durchschnitt 9,4 Prozent.

Wissen und Verständnis des HbA1c-Wertes müssen offenbar verbessert werden, sagte der Diabetologe bei einer Veranstaltung von Lilly. Zumal viele Patienten ihr Risiko für Folgeschäden unterschätzen, So meinten je nach Land 48 bis 68 Prozent der Teilnehmer, nur einen "milden Diabetes" zu haben. Doch diesen Begriff gibt es nicht: Ein Schwellenwert des HbA1c für Spätschäden existiert bekanntlich nicht. Nur deutsche Patienten sind da aufgeklärter: Hier glaubten nur sieben Prozent, nur eine leichte Krankheit zu haben.

81 Prozent der Patienten wollen ihre Krankheit gut im Griff halten und halten sich an ärztliche Anweisungen. Zwar wäre Insulin für die meisten nur der letzte Ausweg; erste Daten einer Beobachtungsstudie in Europa haben dementsprechend ein mittleres HbA1c von 9,6 Prozent vor dem Insulinstart ergeben. 87 Prozent nehmen aber nach eigener Aussage ihre Tabletten ordnungsgemäß ein, und 74 Prozent messen den Blutzucker so oft wie verordnet. Jeder sechste prüft seltener, weil er es vergisst oder ihm die Teststreifen zu teuer sind. In Deutschland misst jeder vierte Typ-2-Patient einmal täglich und jeder dritte häufiger.

Ein Problem bleibt aber das Gewicht. Drei von vier Patienten wiegen zu viel, und Abnehmen fällt vielen "sehr schwer". Oft haben sie seit der Diabetesdiagnose sogar zugelegt und leiden darunter. Trotzdem strebt nur jeder sechste eine Gewichtsreduktion oder -stabilisierung an. Konsequenzen ziehen scheinbar nur die Deutschen: 37 Prozent von ihnen wollen abnehmen.

Mehr Infos: www.aerztezeitung.de Suche mit "HbA1c".

Viele Diabetiker wissen nicht, was der HbA1c bedeutet.

Mehr zum Thema

„Bedrohliche Pflegeplatzlücke“

Pflegeverband sorgt sich um die Versorgung in Altenheimen

Kardiorenaler Schutz bei Typ-2-Diabetes mit chronischer Nierenerkrankung

Frühe Diagnostik und leitliniengerechte Risikosenkung

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Aktuelle Forschung

Das sind die Themen beim Deutschen Parkinsonkongress

Lesetipps
Die Empfehlungen zur Erstlinientherapie eines Pankreaskarzinoms wurden um den Wirkstoff NALIRIFOX erweitert.

© Jo Panuwat D / stock.adobe.com

Umstellung auf Living Guideline

S3-Leitlinie zu Pankreaskrebs aktualisiert