Spätfolgen

Was nach dem Gestationsdiabetes passiert

1,5 Millionen Frauen sind postpartum beobachtet worden, um herauszufinden, wie gefährlich ein Gestationsdiabetes für das weitere Leben ist.

Dr. Thomas MeißnerVon Dr. Thomas Meißner Veröffentlicht:
Bislang unbekannt, ob das Risiko von Schwangeren mit Gestationsdiabetes später mikrovaskuläre Schäden und kardiovaskuläre Erkrankungen zu entwickeln, abhängig davon ist, ob sie tatsächlich Typ-2-Diabetes bekommen.

Bislang unbekannt, ob das Risiko von Schwangeren mit Gestationsdiabetes später mikrovaskuläre Schäden und kardiovaskuläre Erkrankungen zu entwickeln, abhängig davon ist, ob sie tatsächlich Typ-2-Diabetes bekommen.

© Kzenon / Fotolia

Frauen mit Gestationsdiabetes (GDM) erkranken später mindestens sieben Mal häufiger an Typ-2-Diabetes als Schwangere ohne GDM. Es war bislang unbekannt, ob ihr Risiko für mikrovaskuläre Schäden und kardiovaskuläre Erkrankungen abhängig davon ist, ob sie tatsächlich einen Typ-2-Diabetes entwickeln. Daher haben Dr. Ravi Retnakaran und Professor Baiju Shah von der Universität Toronto den Verlauf von über 1,5 Millionen Frauen nachverfolgt, die zwischen 1994 und 2014 in Ontario eine Lebendgeburt gehabt hatten.

Sie teilten die Frauen in folgende vier Gruppen ein:

  1. Frauen mit GDM, die später einen Typ-2-Diabetes entwickelt haben;
  2. Frauen mit GDM, die nicht diabeteskrank geworden waren;
  3. Frauen ohne GDM, die später an Typ-2-Diabetes erkrankten;
  4. Frauen, die weder GDM noch Diabetes hatten.

Zum Zeitpunkt der Geburt waren die Frauen im Median 32 Jahre alt. Über zehn Jahre beobachteten die Wissenschaftler, inwiefern mikro- und/oder makrovaskuläre Schäden sowie Ereignisse wie etwa ein akutes Koronarsyndrom oder Schlaganfall diagnostiziert worden waren (Diab Care 2017; 40: 101-108). Auch wenn die absoluten Ereignisraten mit jeweils deutlich unter 1/1000 Patientenjahren insgesamt niedrig waren, stellte sich heraus, dass das kardiovaskuläre Risiko für jene Frauen am höchsten ist, die nach dem GDM einen Typ-2-Diabetes entwickeln, gefolgt von jenen, die ohne vorausgegangenen GDM einen Typ-2-Diabetes bekommen.

Bei ihnen muss zudem vergleichsweise früh mit mikrosvaskulären Schäden wie Retinopathien oder Fußinfektionen, etwa aufgrund diabetischer Ulzera, gerechnet werden. Gefährdet sind aber auch Frauen mit GDM, die keinen Diabetes entwickeln: Das makrovaskuläre Risiko ist bei ihnen ebenfalls erhöht.

Betont werden muss, dass diese Daten aus der ersten Dekade postpartum stammen. Die von Folgeerkrankungen betroffenen Frauen waren also noch jung. Selbst wenn die absoluten Ereignisraten niedrig waren, so weisen die statistischen Berechnungen aus dieser großen Kohorte darauf hin, welche Entwicklungen sich für die folgenden Lebensjahre der Frauen ergeben dürften.

Zwar werden regelmäßige oGTT-Tests zur Kontrolle im weiteren Leben empfohlen, umgesetzt werde dies aber nur unzureichend, kritisieren Retnakaran und Shah. Sie weisen außerdem darauf hin, dass bei Frauen mit GDM später öfter metabolische Syndrome, Hypertonie oder Dyslipidämien diagnostiziert worden waren als in der Kontrollgruppe.

Oft bestehen Risikofaktoren bereits vor der Schwangerschaft. "Insofern kann die Diagnose eines GDM als Identifikationsinstrument gesehen werden für einen Phänotyp, der lebenslang für ein erhöhtes Diabetes- und ein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko steht." Trotz ihres jungen Alters würden diese Frauen von frühen Interventionen profitieren, die helfen, ihr Risikoprofil zu verbessern.

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