Screening

Persönliches Diabetes-Risiko wird oft unterschätzt

Die jüngsten Ergebnisse der Initiative "Wissen was bei Diabetes zählt: Gesünder unter 7 PLUS", bei der Passanten auf ihr Diabetes-Risiko getestet wurde, unterstreichen die Bedeutung eines intensiven Screenings.

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BERLIN. Die Initiative "Wissen was bei Diabetes zählt: Gesünder unter 7 PLUS" geht inzwischen in ihr dreizehntes Jahr. Ziel der Initiative war und ist es, das Bewusstsein für Diabetes in der Gesellschaft zu erhöhen. Rund um "Gesünder unter 7 PLUS" hat sich inzwischen ein breites Netz von Gesundheitspartnern entwickelt, das neben Krankenkassen und medizinischen Fachgesellschaften auch Patienteninitiativen umfasst. Auch die "Ärzte Zeitung" ist Partner der Aktion.

1807 Checkbögen ausgewertet

Dr. Stephan Kress, Leiter des Diabeteszentrums am Vinzentius-Krankenhaus Landau, präsentierte bei einer vom Unternehmen Sanofi unterstützten Veranstaltung Zahlen des Diabetes-Screenings 2017 von "Gesünder unter 7 PLUS".

Die Untersuchungen fanden an jeweils zwei aufeinanderfolgenden Tagen in zwei Einkaufszentren in Darmstadt beziehungsweise Nürnberg sowie auf dem Bürgerfest des Bundespräsidenten in Berlin statt. Insgesamt wurden 1807 Diabetes-Risiko-Checkbögen (FINDRISK nach Lindström) von Teilnehmern ab 45 Jahren ausgewertet. Zusätzlich erfolgten eine Blutdruck- und eine Blutzuckermessung, die Bestimmung des Taillenumfangs sowie gegebenenfalls eine HbA1c-Messung. Bei bekannten Diabetikern wurde darüber hinaus auch Cholesterin bestimmt und eine Untersuchung der Füße vorgenommen.

Die Ergebnisse der Untersuchung geben keinerlei Anlass zur Entwarnung. Bei 87 Prozent der Screening-Teilnehmer war zuvor kein Diabetes mellitus bekannt. Bei 12 Prozent der Teilnehmer war zuvor bereits ein Typ-2-Diabetes erkannt worden, bei einem weiteren Prozent ein Typ-1-Diabetes. Insgesamt die Hälfte der zuvor nicht bekannten Diabetiker wiesen ein erhöhtes Risiko auf, innerhalb der nächsten 10 Jahre an Typ-2-Diabetes zu erkranken: Bei etwa 35 Prozent war das Risiko leicht erhöht, bei 14 Prozent moderat und bei einem Prozent sogar stark erhöht. Die "gewichtigsten" Risikofaktoren waren dabei der BMI und der Taillenumfang, die bei 60 Prozent beziehungsweise 76 Prozent der Teilnehmer über den Grenzwerten lagen. 42 Prozent der Teilnehmer wiesen einen erhöhten Blutdruck auf, und bei immerhin 9 Prozent der Probanden ohne zuvor bekannten Diabetes lag der HbA1c-Wert bei mindestens 6,5 Prozent.

Starkes Informationsbedürfnis

Auch viele der erfassten Patienten mit bereits diagnostiziertem Diabetes erwiesen sich unzureichend eingestellt. 79 Prozent von ihnen hatten einen erhöhten BMI, 60 Prozent einen erhöhten Taillenumfang, 49 Prozent bewegten sich zu wenig und 42 Prozent wiesen einen systolischen Blutdruck > 140 mmHg auf.

Immerhin noch 18 Prozent aßen nicht täglich Obst, Gemüse oder Vollkornbrot. 41 Prozent zeigten ein HbA1c-Wert = 7 Prozent, davon knapp die Hälfte sogar ein HbA1c-Wert = 7,5 Prozent. LDL unter den bekannten Typ-2-Diabetikern betrug im Durchschnitt 102 mg/dl. Der empfohlene Grenzwert von 70 mg/dl LDL wurde bei mehr als drei Vierteln der Teilnehmer mit bekanntem Typ-2-Diabetes überschritten.

Diese Zahlen zog Kress heran, um noch einmal auf das starke Informationsbedürfnis zum Thema Diabetes und Diabetes-Prävention hinzuweisen. Ein Screening an öffentlichen Orten wie im Fall der vorliegenden Studie sei besonders zielführend, um die Erkrankung weiter im Bewusstsein der Öffentlichkeit zu verankern. Die Akzeptanz unter der Bevölkerung sei sehr hoch. Die Finanzierung entsprechender Screenings sollte daher langfristig gesichert werden. (jgr)

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