Forscher setzen bei Herz-Op auf Selen

Nach Herz-Operationen mit der Herz-Lungen-Maschine kommt es regelhaft zu systemischen Entzündungsreaktionen. Forscher von der Uniklinik Bremen setzten nun auf ein Selen-Präparat, um das zu verhindern.

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Bypass-Op mit der HLM: In Aachen setzen Ärzte jetzt auf die Selen-Substitution bei Herz-Operationen.

Bypass-Op mit der HLM: In Aachen setzen Ärzte jetzt auf die Selen-Substitution bei Herz-Operationen.

© HRSchulz / imago

BREMEN (sec). Lassen sich durch perioperative Substitution von Natrium-Selenit systemische Entzündungsreaktionen nach Herz-Op verringern oder verhindern?

Kollegen des Uniklinikums in Aachen haben hierzu bei einem Kongress in Bremen erste Studiendaten präsentiert. Sie setzen auf höhere Selen-Dosierungen als die selbst angewandten, um klaren klinischen Nutzen der Selen-Substitution belegen zu können.

Aus Studien sei bekannt, dass kritisch Kranke einen deutlichen Selenmangel hätten - verknüpft mit erhöhtem oxidativen Stress, möglichem Multiorganversagen und somit erhöhter Letalität, erinnern die Kollegen um Privatdozent Steffen Rex vom Uniklinikum Aachen.

Ähnlich die Situation nach Herz-Op mit Herz-Lungen-Maschine: Hier komme es regelhaft zum Systemischen Inflammatorischen Response-Syndrom (SIRS), verknüpft mit perioperativem Abfall des Selenspiegels.

Um zu kontrollieren, ob sich durch präoperative Selen-Substitution das Ausmaß eines postoperativen SIRS bei Patienten mit Herz-Op an der Herz-Lungen-Maschine verringern lässt, bekamen 100 Patienten unmittelbar vor der Op 2000 Mikrogramm Natrium-Selenit i.v. und danach - an jedem Tag auf der Intensivstation - jeweils 1000 Mikrogramm.

Ergebnis: Mit der Supplementation habe zwar der bei allen Patienten festgestellte präoperative Selenmangel ausgeglichen werden können, so die Aachener Kollegen.

Trotzdem habe der Abfall des Selenspiegels ab dem ersten postoperativen Tag nicht verhindert werden können: eine mögliche Erklärung für die Tatsache, dass - im Vergleich mit einer historischen Kontrollgruppe - durch die perioperative Selen-Substitution keine Minderung der perioperativen Inflammation habe erzielt werden können.

Die Aachener Kollegen plädieren deshalb dafür, die Selendosis vor der Op höher als - wie in der Studie - mit 2000 Mikrogramm anzusetzen, um den postoperativen Abfall des Selenspiegels zu verhindern.

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