Kommentar – Infarktpatienten
Länger leben mit ED
Männer, die einen Herzinfarkt erlitten haben und danach gegen erektile Dysfunktion (ED) behandelt werden, leben im Mittel länger als Infarktpatienten ohne ED-Therapie. Dieses Ergebnis einer schwedischen Studie erscheint paradox; schließlich gilt eine ED vor dem ersten Infarkt als recht zuverlässiger kardiovaskulärer Risikoparameter.
Es liegt nahe, den Befund so zu deuten, dass sexuell aktive Männer – und wer sonst würde sich ein Rezept gegen Erektionsstörungen abholen? – einen robusteren Gesundheitszustand aufweisen. Andere Männer, so könnte man annehmen, haben nach dem Infarkt eben schlimmere Probleme als jene, die unter der Bettdecke auftreten.
Doch Vorsicht: Der mortalitätssenkende Effekt der ED-Therapie war nur für PDE-5-Hemmer, nicht für Alprostadil festzustellen. Die prototypischen Vertreter der PDE-5-Inhibitoren wurden vielleicht nicht umsonst ursprünglich als Mittel gegen Angina pectoris konzipiert. Außerdem war die Wirkung in der Studie dosisabhängig: Mit steigender Zahl der Verordnungen ging die Sterblichkeit nach unten. Das weist durchaus auf eine kausale Beziehung. In welcher Richtung sie verläuft, ist damit freilich nicht gesagt. Lebende haben üblicherweise mehr Sex als Tote – entsprechend mehr Rezepte für PDE-5-Hemmer lösen sie ein.
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