Kommentar – Troponin-Test

Irregeleitete Infarktdiagnostik

Von Beate Schumacher Veröffentlicht:

Nur eine Stunde dauert es, bis mit hochsensitiven (hs) Tests auf kardiales Troponin (cTn) die Diagnose Herzinfarkt gestellt werden kann. Für Notfallärzte in den USA offenbar ein Grund, den Test eher großzügig anzufordern. Doch ausgerechnet dieses Sicherheitsbedürfnis kann die Aussagekraft des Tests untergraben.

Da der hs-cTn-Test die Freisetzung geringer Troponin-Mengen aus dem Myokard nachweist, entdeckt er einen Infarkt schneller als die älteren, weniger sensitiven Tests. Allerdings lassen sich geringe Mengen an Troponin auch bei nicht ischämischer Myokardschädigung detektieren. Ein erhöhter hs-cTn-Wert hat daher einen geringeren positiven Vorhersagewert (PPV), als dies mit älteren Tests der Fall ist. Umso wichtiger ist der klinische Kontext. In einer Studie mit Patienten ohne Verdacht auf akutes Koronarsyndrom (ACS) hatte jeder Achte erhöhte hs-cTn-Spiegel. Aber nur zwei Prozent dieser Patienten hatten tatsächlich einen Typ-1-Infarkt erlitten.

Der unselektive Einsatz des hs-cTn-Tests generiert mehr diagnostische Unsicherheit, mehr Folgeuntersuchungen und mehr Kosten. Um das Potenzial des Tests optimal auszuschöpfen, kommt es darauf an, ihn richtig einzusetzen: bei Patienten mit hoher Prätestwahrscheinlichkeit für ein ACS. Seite 9

Lesen Sie dazu auch: Notfallmediziner raten ab: Kein Troponintest ohne Verdacht!

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