Mögliche Assoziation

Erhöht Parodontitis das Risiko für Hypertonie?

Eine Metaanalyse deutet auf einen Zusammenhang zwischen Parodontitis und Hypertonie hin.

Von Joana Schmidt Veröffentlicht:
Parodontitis: Ein Zusammenhang mit kardiovaskulären Ereignissen wird schon länger vermutet. Eine Metaanalyse bestätigt die Assoziation mit dem Auftreten einer Hypertonie.

Parodontitis: Ein Zusammenhang mit kardiovaskulären Ereignissen wird schon länger vermutet. Eine Metaanalyse bestätigt die Assoziation mit dem Auftreten einer Hypertonie.

© Eric Fahrner / Fotolia

Sophia Antipolis. Weltweit haben 30 bis 45 Prozent aller Erwachsenen Bluthochdruck, während 50 Prozent von Parodontitis betroffen sind. Nun haben Forscher entdeckt, dass die Zahnfleischerkrankung mit einem erhöhten Risiko für Hypertonie assoziiert ist und dadurch mit einem gesteigerten Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall einherzugehen scheint. Auch frühere Untersuchungen hatten auf diesen Zusammenhang hingewiesen. „Wir beobachteten eine lineare Assoziation: Je schwerer die Parodontitis, desto höher die Wahrscheinlichkeit einer Hypertonie.

Die Ergebnisse legen nahe, dass Patienten mit Zahnfleischerkrankungen über ihr Risiko informiert und zu Lebensstiländerungen beraten werden sollten, um Bluthochdruck durch körperliche Aktivität und gesunde Ernährung zu verhindern“, so Studienautor Professor Francesco D’Aiuto vom UCL Eastman Dental Institute in Großbritannien in einer Mitteilung der ESC (European Society of Cardiology).

„Gravierende Unterschiede“

Die Arbeitsgruppe um D’Aiuto berücksichtigte in ihrer Metaanalyse 81 Studien aus 26 Ländern (Cardiovasc Res 2019; online 24. September). Ihr Ergebnis: Eine mittelschwere bis schwere Parodontitis war mit einem um 22 Prozent erhöhten Risiko für Bluthochdruck assoziiert und eine schwere Parodontitis mit einem um 49 Prozent erhöhten Hypertonierisiko. Im Vergleich zu Patienten ohne Zahnfleischerkrankung war der durchschnittliche systolische Blutdruck von Personen mit Parodontitis 4,5 mmHg höher und der diastolische Blutdruck 2 mmHg höher.

Die Autoren halten diese Unterschiede für gravierend, da ein durchschnittlicher Blutdruckanstieg von 5 mmHg mit einem um 25 Prozent erhöhten Sterberisiko durch Herzinfarkt oder Schlaganfall assoziiert sei. Jedoch senkte eine Zahnfleischbehandlung nicht immer den Blutdruck, dieser Effekt zeigte sich nur in fünf von zwölf interventionellen Studien, die Teil der Metaanalyse waren.

Als mögliche Ursache für die Assoziation zwischen Parodontitis und Hypertonie vermuten die Forscher, dass die Zahnfleischerkrankung und die entsprechenden Bakterien zu Entzündungsprozessen im Körper führen, was die Funktion der Blutgefäße beeinträchtigen kann. Ebenso könnte eine genetische Veranlagung eine Rolle spielen, genauso wie gemeinsame Risikofaktoren wie Rauchen und Übergewicht.

Weitere Studien notwendig

„In vielen Ländern wird die Mundgesundheit nicht regelmäßig überprüft und Zahnfleischerkrankungen bleiben viele Jahre unbehandelt. Die Hypothese ist, dass diese Situation der oralen und systemischen Entzündung gemeinsam mit den vorhandenen Risikofaktoren zu Bluthochdruck führt“, erläutert D’Aiuto.

Noch sei das Team nicht ganz sicher, ob Zahnfleischerkrankungen wirklich ein Risikofaktor für kardiovaskuläre Erkrankungen sind, oder ob möglicherweise Patienten mit hohem Blutdruck ein erhöhtes Risiko für Zahnfleischerkrankungen haben. Weitere Studien seien notwendig, um das zu klären.

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Kommentare
Dr. Thomas Georg Schätzler 09.10.201920:15 Uhr

Auch eine lineare Assoziation ist immer noch keine Kausalität!

Auch die lineare Assoziation, je schwerer die Parodontitis, desto höher die Wahrscheinlichkeit einer Hypertonie, ist noch lange keine Kausalität.

In "Periodontitis is associated with hypertension: a systematic review and meta-analysis" von Eva Muñoz Aguilera et al.
https://academic.oup.com/cardiovascres/article/doi/10.1093/cvr/cvz201/5572510/
wird völlig zutreffend dargelegt, dass die Hypertonie, definiert als systolischer Blutdruck gleich oder über 140 mmHg und/oder diastolische gleich oder über 90 mmHg von allen kardiovaskulären Erkrankungen die am meisten prävalente ist. Fast 45 Prozent der weltweiten Bevölkerung sind davon betroffen und der Zuwachs steigt mit zunehmendem Alter an. ["Hypertension, defined as values =140 mmHg systolic blood pressure (SBP) and/or =90 mmHg diastolic blood pressure (DBP), is the most prevalent of all cardiovascular diseases (CVDs). Almost 45% of the worldwide population is affected and the estimate increases steeping with age"].

Aber warum ausgerechnet die von schlechter Zahnhygiene verursachte Parodontitis und nicht z.B. das Rauchen, Übergewicht und Fehlernährung für die Hypertonie-Prävalenz verantwortlich sein soll, erschließt sich mir auch nach dieser Publikation nicht.

Rauchen, Übergewicht und Fehlernährung bewirken ebenfalls eine Erhöhung der Entzündungs-Parameter und -Mediatoren wie Histamin, Serotonin, Prostaglandine, Leukotriene, Bradykinin, Substanz P, Calcitonin Gene-Related Peptide, Komplementfaktoren und Zytokine.

Mf+kG, Dr. med. Thomas G. Schätzler, FAfAM Dortmund

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