Hochdruckmedikamente nützen auch Prähypertonikern

Bringt es etwas, Menschen mit einem systolischen Blutdruck zwischen 120 und 139 und einem diastolischen zwischen 80 und 89 mmHg zu behandeln? Amerikanische Studienergebnisse zeigen: Das Schlaganfallrisiko bei Prähypertonikern sinkt, wenn sie ihren Blutdruck senken.

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Sinkt der Blutdruck bei Prähypertonikern, sinkt auch das Risiko für einen Schlaganfall.

Sinkt der Blutdruck bei Prähypertonikern, sinkt auch das Risiko für einen Schlaganfall.

© Anna Leopolder / panthermedia.net

NEU-ISENBURG (St). Auch ein Blutdruck von 120  bis 139 / 80  bis 89 mmHg birgt bereits ein erhöhtes Schlaganfallrisiko.

Eine Metaanalyse randomisierter Studien ergab, dass durch die medikamentöse Blutdrucksenkung bei Patienten mit Prähypertonie eine Reduktion der Schlaganfallinzidenz zu erreichen ist (Stroke 2011; Online first 8. Dez. 2011).

Gegenüber der Placebogruppe sank das Risiko um 22 Prozent.

Mehr als 70.000 Studienteilnehmer

Die amerikanischen Autoren schlossen 16 kontrollierte Studien mit 70.664 randomisierten Patienten in die Untersuchung ein.

Die Probanden mit einem Ausgangsblutdruck unter 140 / 90 mmHg erhielten entweder ein Antihypertensivum oder ein Placebo.

In 14 der 16 untersuchten Studien war die Schlaganfallrate bei den Behandelten letztlich niedriger als in der Placebogruppe.

Hochdrucktherapie verringert Schlaganfallrisiko

Um einen Schlaganfall zu verhindern, mussten 169 Patienten durchschnittlich 4,3 Jahre mit Blutdrucksenkern behandelt werden. Selbst wenn der Blutdruck nur minimal über dem Sollwert lag (< 130 / 85 mmHg), profitierten die Patienten von der Hochdrucktherapie (RR für einen Schlaganfall: 0,65).

Dabei zeigte die Regressionsanalyse, dass weder der durchschnittliche systolische Ausgangsblutdruck noch die Blutdruckamplitude nach Behandlung, die Krankheitsdauer, das Alter, ein Diabetes oder eine Statintherapie signifikanten Einfluss auf das Ausmaß der Reduktion des Schlaganfallrisikos hatten.

Eine Senkung der Schlaganfallrate wurde über alle in den Studien eingesetzten Antihypertensivaklassen hinweg beobachtet. Im Einzelnen betrachtet hatten Patienten unter ACE-Hemmer- und Kalziumkanalblocker-Therapie im Vergleich mit Placebo die niedrigsten Schlaganfallzahlen (jeweils -25 Prozent).

Prähypertoniker profitieren auch von der Blutdrucksenkung

Bei Prähypertonikern, die Angiotensin-II-Rezeptor-Antagonisten erhielten, zeigte sich ein Trend zu weniger Schlaganfällen (-15 Prozent). Das Herzinfarktrisiko prähypertensiver Patienten sowie die kardiovaskuläre Mortalität konnten dagegen (mit Ausnahme zweier Studien) durch die medikamentöse Behandlung nicht signifikant gesenkt werden.

Das Fazit der Autoren: In früheren Untersuchungen konnte bereits gezeigt werden, dass auch prähypertone Patienten von einer Senkung des Blutdrucks profitieren können. Die Frage ist nur, zu welchem Preis?

 Zwar ergaben sich in der Metaanalyse klare Vorteile hinsichtlich des Schlaganfallrisikos, wenn auch Patienten mit nur geringen Normabweichungen des Blutdrucks behandelt wurden.

Doch sind diese Vorteile, so die Autoren, gegen mögliche Nebenwirkungen einer medikamentösen Hochdrucktherapie abzuwägen - ganz zu schweigen von den enormen Kosten, die angesichts der vielen neuen Patienten anfallen würden.

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