Blaufuß-Syndrom nach Koronar-Angiographie

WIESBADEN (sko). Eine Koronar-Angiographie kann schwere Folgen haben: Durch die Katheter-Manipulation können sich Cholesterin-Kristalle aus den Plaques lösen, die dann in der Mikrozirkulation zu Entzündungen, Gefäßspasmen und Verschlüssen führen können. Betroffen davon sind besonders häufig die Haut und die Nieren.

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Bei Patienten mit einem akuten Koronarsyndrom ist die Koronarangiographie ein übliches und meist unkompliziertes Standardverfahren. So zunächst auch bei einem 64jährigen Patienten, den Professor Matthias Blumenstein von der Klinik Augustinum in München vorgestellt hat.

Der Mann hatte eine Koronar-Angiographie erhalten und war nach einer Stentimplantation beschwerdefrei, sagte Blumenstein bei einem Fallseminar beim Internistenkongreß in Wiesbaden.

Doch dies blieb leider nicht so: Nach drei Tagen kam es zu Gewichtszunahme, Dyspnoe, der Blutdruck stieg wieder auf 190/105 mmHg, das Kreatinin stieg auf 4,6 mg/dl. Außerdem klagte der Mann über Schmerzen in den Unterschenkeln und Füßen, die Blumenstein und seine Kollegen zunächst aber nicht weiter berücksichtigten.

Als die Niere ihre Funktion dann ganz einstellte und das Kreatinin auf 5,4 mg/dl gestiegen war, entschied man sich mit der Diagnose Kontrastmittel-Nephropathie zur Hämodialyse, worauf sich die Beschwerden verringerten - bis auf die Schmerzen in den Unterschenkeln.

Statt dessen kam ein auffälliger Hautbefund der Füße mit blau livider Verfärbung dazu, was auch als Blaufuß-Syndrom bezeichnet wird. Die daraufhin entnommene Hautbiopsie offenbarte, was die Ursache für die Symptome war: Die Arteriolen waren durch thrombotisches Material verlegt, dessen Kern sich als Cholesterin-Kristalle entpuppte.

    Häufig sind Haut und Nieren betroffen.
   

Somit lautete die neue Diagnose Cholesterin-Embolie, wobei der Patient die typische Manifestation an Haut und Niere aufwies. "Besonders die Nierenbeteiligung kann die Abgrenzung zur Kontrastmittelnephropathie mitunter extrem schwierig machen", sagte Blumenstein bei der vom Unternehmen MSD organisierten Veranstaltung.

Aber auch Augen, ZNS oder Gastrointestinaltrakt können betroffen sein. "Wo die Symptome auftreten, hat in großen Maßen damit zutun, wo sich die Cholesterinkristalle lösen", so Blumenstein.

Die Prognose bei Cholesterin-Embolie ist aufgrund der sehr beschränkten therapeutischen Maßnahmen - es lassen sich lediglich neue Embolien verhindern - schlecht. So mußten auch bei diesem Patienten beide Vorfüße teilamputiert werden, und er blieb bis heute dialysepflichtig.

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