Strumpf bringt schwache Herzen wieder in Form

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Wenn bei chronischer Herzinsuffizienz trotz Ausschöpfung aller medikamentösen Möglichkeiten die Dilatation des linken Ventrikels voranschreitet und die Pumpfunktion weiter abnimmt, bleibt als letzte Option noch die Kardiochirurgie. Die Herztransplantation ist seit langem das etablierte Verfahren in der kardiochirurgischen Behandlung von Patienten im Stadium der terminalen Herzinsuffizienz.

Aufgrund des nach wie vor herrschenden Mangels an Spenderherzen wird jedoch intensiv nach alternativen Behandlungsmöglichkeiten gesucht. Die Perfektionierung implantierbarer oder extrakorporaler mechanischer Unterstützungssysteme zur vollständigen oder partiellen Übernahme der kardialen Pumpfunktion ist ein Weg, der in der Forschung mit Erfolg beschritten wird. Um die anfänglich mit hohen Erwartungen begrüßte partielle Ventrikulektomie (Batista-Operation) ist es dagegen inzwischen wieder stiller geworden.

Amerikanische Herzspezialisten glauben, die progrediente Herzvergrößerung bei schwerer Herzinsuffizienz mit einem innovativen Verfahren, das wie ein Korsett dem Herzen passive Unterstützung bieten soll, unter Kontrolle bekommen zu können. Dabei wird dem dilatierten Herzen in einer Operation ein elastisches Netz aus Polyesterfäden wie ein Strumpf übergezogen. Entwickelt wurde das CorCap benannte System vom US-Unternehmen Acorn Cardiovascular.

Ergebnisse einer in New Orleans vorgestellten randomisierten Studie bei 300 Patienten mit fortgeschrittener dilatativer Kardiomyopathie - davon etwa 80 Prozent im NYHA-Stadium III - sprechen für die klinische Wirksamkeit des neuen Verfahrens. Bei 193 Studienteilnehmern war aufgrund von Mitralklappen-Defekten infolge Herzvergrößerung eine Operation erforderlich, bei der jeder zweite Patient den um das Herz gespannten Netzstrumpf erhielt. Bei den übrigen 107 Patienten ist entweder die medikamentöse Behandlung fortgesetzt oder zusätzlich in einer eigenen Operation das Kunststoffnetz um das Herz gelegt worden.

Anhand eines kombinierten klinischen Endpunkts wurden Veränderungen des klinischen Zustands während der medianen Beobachtungszeit von 22 Monaten beurteilt. In der Gruppe der Patienten, deren Herz den unterstützenden Netzüberzug erhielt, wurde im Studienverlauf häufiger eine klinische Besserung (38 versus 27 Prozent) beobachtet als in der Kontrollgruppe, berichtete Studienleiter Dr. Douglas Mann aus Houston im US-Bundesstaat Texas in New Orleans.

Auf Mortalität, Häufigkeit von Krankenhauseinweisungen, funktionelle NYHA-Klasse und linksventrikuläre Auswurffraktion hatte die Behandlung zwar keinen Einfluß. Deutlich niedriger war jedoch in der Gruppe mit "Herzstrumpf" die Zahl der Patienten, bei denen eine Herztransplantation vorgenommen wurde oder linksventrikuläre Unterstützungssysteme notwendig waren. Die linksventrikulären Volumina verringerten sich signifikant. Und auch die Lebensqualität der Patienten verbesserte sich deutlicher als in der Kontrollgruppe. (ob)

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