Leichter Schlaganfall und TIA

Risiko für erneutes Ereignis bleibt erhöht

Auch Jahre nach einem leichten Schlaganfall oder einer TIA ist das Risiko für ein erneutes kardiovaskuläres Ereignis weiter erhöht. In einer Studie zeigte sich zudem, dass sich die Hälfte aller Attacken erst nach einem Jahr oder später ereignet.

Von Dr. Christine Starostzik Veröffentlicht:

PARIS. Nach leichtem Schlaganfall oder TIA steigt das Risiko für ein erneutes Ereignis in den ersten zehn Tagen zunächst an und bleibt im nachfolgenden Jahr dann relativ konstant. Dies konnte durch verschiedene Untersuchungen belegt werden. Weniger weiß man bislang darüber, wie sich die Sache danach weiterentwickelt. Deshalb haben Pierre Amanrenco vom Hôpital Bichat in Paris und Kollegen untersucht, was in den folgenden fünf Jahren nach einem ersten Ereignis geschieht (N Engl J Med 2018, online 16. Mai).

Hierzu dienten ihnen Daten von insgesamt 4789 Patienten ab 18 Jahren, die bis zu sieben Tage vor der Aufnahme in die Studie eine TIA oder einen leichten Schlaganfall erlitten hatten und in Spezialkliniken in 21 Ländern zwischen 2009 und 2011 behandelt worden waren. 3847 wurden im Anschluss an eine Zwischenauswertung nach einem Jahr für insgesamt fünf Jahre in die Beobachtung eingeschlossen. Das Ergebnis wurde mittels persönlichen Interviews oder telefonisch ermittelt.

Nach fünf Jahren hatten 469 Teilnehmer den primären Endpunkt, der sich aus nicht tödlichem Schlaganfall (297), akutem nicht tödlichem Koronarsyndrom (76) oder kardiovaskulärem Tod (96) zusammensetzte, erreicht. Amanrenco und Kollegen errechneten eine kumulative Ereignisrate von 12,9 Prozent. Die Hälfte dieser kardiovaskulären Ereignisse trat im ersten Jahr auf, die andere Hälfte während des zweiten bis fünften Beobachtungsjahres.

Einen Insult hatten fünf Jahre nach erstem leichten Schlaganfall oder TIA 345 Personen (44 davon mit tödlichem Ausgang), was einer kumulativen Ereignisrate von 9,5 Prozent entspricht. Bei 43,2 Prozent der Patienten war der zweite Schlaganfall innerhalb des zweiten bis fünften Beobachtungsjahres eingetreten.

Die 5-Jahres-Gesamtmortalität lag bei 10,6 Prozent. 2,7 Prozent der Patienten waren infolge einer kardiovaskulären Ursache gestorben, 1,1 Prozent durch eine intrakranielle Blutung und 1,5 Prozent durch schwere Blutungen.

In der multivariaten Analyse ließen sich folgende unabhängige Risikofaktoren für einen drohenden Schlaganfall im zweiten bis fünften Jahr nach dem ersten Ereignis ausmachen: eine Arteriosklerose der ipsilateralen großen Arterien, Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie ein Schlaganfall-Risikoscore (ABCD2-Score 0–7) =4.

Da die Hälfte der erneuten Ereignisse in den Jahren 2 bis 5 nach dem ersten leichten Schlaganfall oder der TIA stattgefunden haben, werfen Amarenco und Kollegen die Frage auf, ob Präventionsstrategien das Risiko eines erneuten Insults nach dem ersten Jahr langfristig senken könnten.

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