Antikörper gegen modernes Heparin nur selten gebildet

BERLIN (gvg). Bekommen Patienten der Unfallchirurgie zur Thromboseprophylaxe unfraktioniertes Heparin, entstehen Antikörper gegen Heparin-Komplexe bei jedem fünfzehnten. Erhalten sie aber das niedermolekulare Heparin Certoparin, bilden sich Antikörper nicht einmal bei jedem fünfzigsten Patienten.

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Das hat die HIT-TRAP-Studie (Heparin-induced thrombopenia in trauma patients) ergeben. Sie wurde auf dem Kongreß der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie in Berlin vorgestellt. Insgesamt 609 Patienten erhielten entweder unfraktioniertes Heparin (UFH) in einer Dosis von dreimal 5000 internationale Einheiten pro Tag oder 3000 Einheiten Certoparin (Mono-Embolex®) einmal am Tag plus zwei Placebo-Injektionen.

Wie Professor Andreas Greinacher aus Greifswald berichtet hat, war bei 6,7 Prozent der Patienten in der UFH-Gruppe am zehnten Tag nach Beginn der Therapie eine Serokonversion nachweisbar. Die Antikörper waren gegen die typischen Immunkomplexe aus Heparin und dem Plättchenfaktor IV gerichtet. In der Certoparin-Gruppe waren es nur 1,7 Prozent - ein statistisch hoch signifikanter Unterschied.

Bei einer klinischen HIT findet zusätzlich ein Thrombozytenabfall um mindestens 50 Prozent vom höchsten postoperativen Wert, oder es kommt zu neuen thrombotischen Komplikationen fünf bis 14 Tage nach Beginn der Heparin-Therapie. Eine solche klinische HIT trat bei 1,3 Prozent der Patienten in der UFH-Gruppe und nur bei 0,3 Prozent in der Certoparin-Gruppe auf. Damit lag ein Trend vor, der das Signifikanzniveau aber nicht ganz erreichte.

"Das Thromboserisiko ist bei Vorliegen von HIT-Antikörpern wesentlich höher als beim Fehlen der HIT-Antikörper", sagte Greinacher auf der von Novartis unterstützten Veranstaltung. So hatten in der Gruppe mit Serokonversion 35 Prozent der Patienten eine Thrombose, in der Gruppe ohne Antikörper jedoch lediglich sechs Prozent. Symptomatische Thrombosen traten ausschließlich in der Gruppe mit Serokonversion auf. "Bei Patienten der Unfallchirurgie ist Certoparin zur Thromboseprophylaxe sicherer als UFH", so Greinachers Fazit.

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