Oft verkannt

Schilddrüsenentzündung nach der Entbindung

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BERLIN. Fast jede zwölfte Mutter entwickelt wenige Wochen nach der Entbindung eine Schilddrüsenentzündung. Grund für die sogenannte Postpartum-Thyreoiditis ist die hormonelle Stresssituation, der die Schilddrüse in der Schwangerschaft ausgesetzt ist, teilt der Berufsverband Deutscher Nuklearmediziner (BDN) mit.

Die Erkrankung äußert sich durch Müdigkeit, Schlaflosigkeit, Gereiztheit, Nervosität und depressive Verstimmung.

"Das wird oft schnell abgetan und als Baby-Blues fehlinterpretiert", wird Professor Matthias Schmidt, Oberarzt an der Klinik und Poliklinik für Nuklearmedizin am Uniklinikum Köln, in der Mitteilung zitiert.

Ein Bluttest klärt, ob eine Thyreoiditis vorliegt. Eine Postpartum-Thyreoiditis entwickelt sich in einem Zeitraum von etwa vier bis 24 Wochen nach der Entbindung.

"Die Erkrankung macht keine Schmerzen, weshalb man sie auch ‚stille‘ Schilddrüsenentzündung nennt", erläutert der BDN-Experte.

Besonders gefährdet sind Diabetikerinnen sowie Frauen, bei denen schon vor oder während der Schwangerschaft erhöhte Schilddrüsen-Antikörper - sogenannte TPO-Antikörper - festgestellt wurden oder auch Frauen mit Neigung zu Hashimoto oder Morbus Basedow.

"Bei ihnen kann es nach der Schwangerschaft, die ja eine Art Stress-Test für die mütterliche Schilddrüse darstellt, zu einer hormonellen Entgleisung kommen", führt der Nuklearmediziner aus.

Oft verläuft die Erkrankung in verschiedenen Phasen. Dabei kommt es zunächst zu einer Schilddrüsenüberfunktion mit Zittern, Nervosität, beschleunigtem Herzschlag und verstärktem Schwitzen. "Bei stark ausgeprägten Beschwerden helfen Betablocker vorübergehend, wenige Wochen reichen meist aus", so Schmidt.

Daran schließt sich oft eine Phase der Hypothyreose an - in dieser Zeit leiden die jungen Mütter vor allem an Müdigkeit und Antriebsarmut. Es kann sich aber auch nur eine Über- oder eine Unterfunktion einstellen, so Schmidt. Bei der Hälfte der Frauen normalisiert sich die Erkrankung nach einem Jahr von allein.

"Hält die Unterfunktion weiter an, steht mit Levothyroxin ein bewährtes Medikament in Tablettenform zur Behandlung der Schilddrüsenunterfunktion zur Verfügung", sagt Schmidt. (eb)

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