HIV/Aids

Kampagne gegen Diskriminierung

Der Welt-Aids-Tag 2014 am 1. Dezember will wieder ein Zeichen setzen: Immer noch fühlen sich auch in unserer Gesellschaft viele HIV-positive Menschen diskriminiert, stigmatisiert und in die Ecke gestellt.

Veröffentlicht:

BERLIN. Würdest Du zu einem HIV-positiven Arzt gehen? Die auf einem Plakatmotiv für den Welt-Aids-Tag 2014 formulierte Frage bleibt nicht ohne Antwort: "Klar, wenn ich krank bin!" Wen dieser kurze Dialog neugierig macht, wer sich angesprochen fühlt, den verweist das Plakat auf die Internetseite www.welt-aids-tag.de.

Dort erfahren Besucher: In Deutschland arbeiten 4,7 Millionen Menschen im Gesundheitswesen, davon sind etwa 5300 HIV-positiv. Ein Übertragungsrisiko gibt es außer bei bestimmten chirurgischen Eingriffen nicht, denn die Hygienevorschriften sind darauf ausgelegt, sogar viel leichter übertragbare Infektionen zu verhindern.

Noch nie wurde in Deutschland ein Patient in einer Arztpraxis oder einem Krankenhaus infiziert.

Vier weitere Fragen sind für die neue Kampagne zum Welt-Aids-Tag 2014 formuliert worden. Was bedeutet HIV heute für dich? Wie reagierst du, wenn du einen positiven Kollegen hast, wenn du zusammen mit jemandem in einer Wohngemeinschaft lebst, der infiziert ist, oder wenn du dich in einen HIV-positiven Menschen verliebt hast?

Unbegründete Ängste

Die Kampagne thematisiert unbegründete Ängste vor einer HIV-Übertragung im Alltag. Präzise formulierte Informationen sollen helfen, sich von diesen Ängsten zu lösen. Es geht um eine zentrale Botschaft: HIV ist für unseren täglichen Umgang mit anderen Menschen nicht entscheidend. Wir alle können unbesorgt "positiv zusammen leben".

Bei der Kampagne ziehen die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA ), das Bundesgesundheitsministerium (BMG), die Deutsche Aids-Hilfe und die Deutschen Aids-Stiftung an einem Strang.

"In den vergangenen 30 Jahren haben wir gemeinsam wichtige Fortschritte in der Prävention und Behandlung von HIV erzielt. Diesen Weg müssen wir fortsetzen. Dazu gehört auch, dass wir die vorhandenen Ängste und Unsicherheiten in der Bevölkerung ernst nehmen und weiter über die Krankheit und den Umgang mit HIV informieren", sagt Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe.

Das Wissen um den Umgang mit HIV sei eine entscheidende Voraussetzung dafür, eine Ausgrenzung von Menschen mit HIV zu verhindern.

Mit eigener Unsicherheit beschäftigen

Dass in Deutschland rund 80.000 Menschen mit HIV leben, dass sie dank moderner Medikamente nahezu dieselbe Lebenserwartung und Lebensqualität wie gesunde Menschen haben, das ist vielen Bürgern nicht bekannt.

Und sie haben, wie Befragungen gezeigt haben, darüber hinaus weitere gravierende Informationsdefizite. Ihnen ist oft nicht klar, dass HIV-positive Menschen in jedem Beruf arbeiten können, dass sie Partnerschaft und Sexualität erleben und Kinder bekommen, die nicht mit HIV infiziert sind.

"Unbegründete Angst vor einer Ansteckung mit dem HI-Virus in Situationen, die nicht ansteckend sind, ist oftmals Ursache für Diskriminierung", sagt Professor Elisabeth Pott, Direktorin der BZgA: "Genau hier setzt die neue Kampagne an. Sie fordert die Menschen dazu auf, sich mit ihren eigenen Unsicherheiten zu beschäftigen."

Diskriminierung gehört immer noch zum Alltag von Menschen, die HIV-positiv sind. Knapp 80 Prozent der HIV-Infizierten hatten in einer Umfrage der Aids-Hilfe 2012 angegeben, im Jahr vor der Befragung Diskriminierung erfahren zu haben - von Tratsch über Zurückweisung bei Zahnarztbesuchen oder Mobbing bei der Arbeit bis hin zu körperlicher Gewalt.

"Niemanden zurücklassen"

Die Diskriminierung ist weltweit verbreitet. "Niemanden zurücklassen" - das ist die zentrale, als "Melbourner Erklärung" im Sommer beim Welt-Aids-Kongress in Australien formulierte Botschaft, die mehr als 3800 Menschen und viele Organisationen unterzeichnet haben.

In mehr als 80 Ländern werden Menschen wegen ihrer sexuellen Orientierung bestraft, heißt es in der Erklärung. Betroffen sind vor allem schwule Männer, Sexarbeiter, Drogenabhängige und Transsexuelle. Das treibe Menschen in den Untergrund und mache den Kampf gegen HIV-Infektionen schwer, die unbehandelt zu Aids führen.

Neben Ländern wie Uganda oder Indien stehen auch Russland und einige Nachbarstaaten am Pranger. Osteuropa und Zentralasien sind nach Angaben der Internationalen Aids-Gesellschaft die einzigen Regionen neben dem Nahen Osten und Nordafrika, in der Neuinfektionen steigen. (fuh, mit dpa)

Mehr zum Thema

Fragwürdiger Nutzen der ART-Simplifizierung

Wie wenig ist genug?

Das könnte Sie auch interessieren
Alarmierender Anstieg: Hautpilz aus dem Barbershop

© David Pereiras | iStock (Symboldbild mit Fotomodell)

Dermatomykosen

Alarmierender Anstieg: Hautpilz aus dem Barbershop

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Effektive Therapie von Nagelpilz: Canesten® EXTRA Nagelset

© Irina Tiumentseva | iStock

Onychomykosen

Effektive Therapie von Nagelpilz: Canesten® EXTRA Nagelset

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Maximale Vitamin-C-Blutspiegel nach oraler (blau) und parenteraler (orange) Tagesdosis-Gabe.

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Infusion

Parenterale Gabe erzielt hohe Plasmakonzentrationen an Vitamin C

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Podiumsdiskussion von Gilead Sciences beim DÖAK 2025 von links: Dr. Nazifa Qurishi, Fachärztin für Innere Medizin und Infektiologie, Gemeinschaftspraxis Gotenring Köln; Kelly Cavalcanti, HIV-Aktivistin und Referentin für Gesundheit und Empowerment, Köln, und Martin Flörkemeier, Senior Director Public Affairs, Gilead Sciences, München

© Gilead

Unternehmen im Fokus

HIV-Versorgung: Vertrauen in unruhigen Zeiten

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Gilead Sciences GmbH, Martinsried
Abb. 1: PD-1-Inhibitoren: immunvermittelte Nebenwirkungen

© Springer Medizin Verlag GmbH

Thoraxchirurgie beim nichtkleinzelligen Lungenkarzinom

Wie können neoadjuvante Immuntherapien die Tumorresektion beeinflussen?

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg
In Deutschland leben derzeit etwa 96.700 Menschen mit einer HIV-Infektion.

© Jo Panuwat D / stock.adobe.com

Unternehmen im Fokus

Wie können wir die HIV-Epidemie beenden?

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Gilead Sciences GmbH, Martinsried b. München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

5 Kriterien der Charité

ME/CFS-Diagnose: So gehen Sie in der Hausarztpraxis vor

Neuer Verschlüsselungsalgorithmus in der TI

gematik verlängert Frist für Austausch der E-Arztausweise

Lesetipps
Vier mittelalte Frauen laufen gemeinsam über eine Wiese und lachen.

© Monkey Business / stock.adobe.com

Wechseljahre

5 Mythen rund um die Perimenopause: Eine Gynäkologin klärt auf

Eine Frau hält sich den schmerzenden Nacken fest

© Kay Abrahams / peopleimages.com / stock.adobe.com

Neue Therapieoptionen

Fibromyalgie: Was bringen Apps, TENS und Cannabis?