Hohe antivirale Potenz

Extrakt aus Zistrose punktet bei Erkältung

Unkomplizierte Atemwegsinfektionen sind in neun von zehn Fällen durch Viren verursacht. Antibiotika sind dann unwirksam. Alternative kann ein Extrakt aus der Zistrose mit hoher antiviraler Potenz sein.

Von Ellen Jahn Veröffentlicht:

BADEN-BADEN. Bei akuten Atemwegsinfektionen drohen vielfach Arbeitsunfähigkeit über fünf bis sieben Tage. Dies betrifft jährlich etwa drei Millionen Patienten und ist ein erheblicher Kostenfaktor. Antibiotika sind dennoch nicht indiziert: Laut Cochrane-Analysen von 2013 und 2014 gibt es dafür weder bei akuter purulenter Rhinitis, akuter Sinusitis noch bei akuter Bronchitis wissenschaftliche Evidenz.

Abzuwägen sind eher Risiken der Resistenzentwicklungen, Mikrobiom-Verschiebungen oder unerwünschter Ereignisse, sagte Professor Peter W. Gündling aus Bad Camberg bei einer vom Unternehmen Dr. Pandalis unterstützten Veranstaltung in Baden-Baden. Er erinnerte an die alte Volksweisheit, dass eine unbehandelte Erkältung eine Woche dauere, eine behandelte sieben Tage. Doch sei dies nicht ganz richtig: "Bei rechtzeitiger Behandlung mit einem wirksamen Virustatikum, kann die Krankheitsdauer eher verkürzt werden".

So können bei Influenza-A- und Influenza-B-Viren Neuraminidasehemmer wie Oseltamivir und Zanamivir innerhalb von 48 Stunden nach Symptombeginn wirksam sein. Sie wirken, indem sie die Freisetzung neu gebildeter infektiöser Viren aus infizierten Zellen und deren weitere Verbreitung im Organismus hemmen. Resistenzentwicklungen schränken ihren Einsatz jedoch ein und weisen auf den Bedarf neuartiger Grippemittel hin.

Viren können nicht andocken

Neue Strategien könnten polyphenolhaltige Phytotherapeutika mit hoher antiviraler Aktivität bieten. Solch einen polyphenolreichen Pflanzenextrakt liefert eine bestimmte Varietät der graubehaarten Zistrose, Cystus incanus L, die in Griechenland wächst und beim europäischen Sortenamt als Cystus incanus Pandalis geschützt ist. Ihr hoher Gehalt an komplexen hochpolymeren Polyphenolen hat zur Zulassung der Lutschtablette als traditionelles pflanzliches Arzneimittel geführt.

Als Wirkmechanismus für Cystus 052® wurde in vitro das Verhindern des Andockens von Viren an Zelloberflächen identifiziert. Mittels einer unspezifischen physikalischen Wechselwirkung der Polyphenole mit den Viruspartikeln kann die Infektiosität der Viren effizient gemindert werden. Somit interveniert der Extrakt deutlich früher als die Neuraminidasehemmer und verhindert das Eindringen der Viren in die Zellen. Aufgrund dieses Wirkmechanismus besteht kein Risiko für Resistenzentwicklungen.

Wie eine prospektive, randomisierte, placebo-kontrollierte Studie an der Berliner Charité bei 160 Patienten mit akuten Infektionen der oberen Atemwege bestätigte, waren in der Verumgruppe die mittels Symptomenscore erfassten subjektiven Krankheitsbeschwerden reduziert.

Nach zwei Tagen waren die klinischen Symptome im Vergleich zur Placebogruppe deutlich gebessert, ab dem fünften Tag waren die Unterschiede hochsignifikant (p<0,001).Auch die untersuchten Entzündungsmarker wie C-reaktives Protein zeigten ähnliche Verläufe.

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