Bei vielen Hepatitis-C-Kranken reicht eine verkürzte Therapie

HANNOVER (grue). Patienten mit chronischer Hepatitis C werden derzeit für bis zu 48 Wochen mit antiviralen Medikamenten behandelt. In Abhängigkeit vom genetischen Virustyp und der initialen Viruslast kann die Therapie jedoch verkürzt werden. Dadurch wird die Behandlung verträglicher und die Compliance besser.

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In Deutschland haben etwa 400 000 bis 800 000 Menschen eine chronische Infektion mit Hepatitis-C-Virus (HCV), davon wird aber nur jeder Fünfte behandelt. Ein Grund dafür ist, daß die relativ aufwendige Therapie von den Patienten viel Geduld erfordert. Eine Alternative zur 48-Wochen-Therapie gibt es nun für Patienten mit dem dominierenden Virus vom Genotyp 1, sofern sie eine niedrige Viruslast haben.

Sie erhalten zunächst eine Standardtherapie mit pegyliertem Interferon-alpha plus Ribavirin. Sind damit nach vier und 24 Wochen keine Viren mehr nachweisbar, kann die Behandlung zu diesem Zeitpunkt beendet werden. Für diese verkürzte Therapie sind nur die Präparate PegIntron® (Interferon-alpha-2b) und Rebetol® (Ribavirin) des Unternehmens Essex zugelassen.

Die Ergebnisse der zulassungsrelevanten Therapiestudie, die das Unternehmen bei einer Veranstaltung in Hannover vorgestellt hat, belegen den anhaltenden Erfolg der Sechs-Monats-Therapie: Von den 47 Prozent der Patienten, bei denen die Therapie verkürzt werden konnte, waren 92 Prozent ein halbes Jahr später immer noch virusfrei.

Noch kürzer könnte die Therapie für Patienten werden, die mit dem weniger hartnäckigen HCV-Genotyp 2 infiziert sind. Sofern sie auf die Standardtherapie mit PegInterferon-alpha-2b und Ribavirin innerhalb von vier Wochen ansprechen, haben sie eine Chance von 80 Prozent, nach einer Gesamttherapiezeit von nur drei Monaten dauerhaft virusfrei und damit geheilt zu sein.

Bei Patienten mit Genotyp 3 wirkte die Kurzzeittherapie etwas schlechter. In Zukunft müsse deshalb der Therapie von Hepatitis-C-Patienten wohl noch stärker nach den Genotypen differenziert werden, sagte Professor Klaus Böker aus Hannover. Dies sei ein weiterer Grund, warum Hepatitis-Patienten möglichst von Spezialisten behandelt werden sollten.



STICHWORT

Hepatitis C

In Deutschland infizieren sich jedes Jahr etwa 5000 Menschen neu mit Hepatitis C. Bei 50 bis 70 Prozent von ihnen nimmt die Krankheit einen chronischen Verlauf. Es kann Jahrzehnte dauern, bis es zu Symptomen kommt. Zehn bis 20 Prozent der Betroffenen bekommen schwere Leberschäden bis hin zum lebensbedrohlichen Leberversagen. Heute wird das Virus vor allem über infizierte Nadeln von Drogenabhängigen übertragen, gelegentlich auch bei Tätowierungen.

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