Impfstoff-Prototyp gegen Vogelgrippe ab Frühjahr

BERLIN (HL/mut). Im Frühjahr 2006 wird wahrscheinlich ein Impfstoff zum Schutz der Menschen vor dem Vogelgrippe-Virus H5N1 zur Verfügung stehen. Das berichteten gestern übereinstimmend Staatssekretär Klaus Theo Schröder vom Bundesgesundheitsministerium und die Präsidenten des Robert-Koch- und des Paul-Ehrlich-Instituts, die Professoren Reinhard Kurth und Johannes Löwer, in Berlin.

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Für die Impfstoff-Entwicklung hat die Bundesregierung nach Schröders Angaben 20 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Zwei in Deutschland ansässige Unternehmen, Glaxo-SmithKline sowie Chiron, sind nach Auswahlgesprächen mit der Bundesregierung in der Lage, einen Impfstoff-Prototyp zu entwickeln und zu produzieren.

Bis Ende des Jahres erwartet man, so Schröder, daß beim Paul-Ehrlich-Institut (PEI), das im europäischen Zulassungsverfahren die Rolle des Rapporteurs übernommen hat, ein Zulassungsantrag eingeht. Die Zulassung selbst kann dann im ersten Quartal 2006 erfolgen.

Geplant ist, so PEI-Präsident Löwer, daß bei eine Ausbruch mit H5N1 unter Menschen in Deutschland im Abstand von sechs Wochen die gesamte deutsche Bevölkerung zweimal durchgeimpft werden muß. Durch Verwendung geeigneter Hilfsstoffe sei es möglich, die Effektivität der Produktion auf die benötigten 160 Millionen Dosen zu steigern.

Obwohl die Vogelgrippe eine Tierkrankheit ist, kann ihre Übertragung auf den Menschen - und durch Mutation des Virus eine Übertragung von Mensch zu Mensch - laut RKI-Präsident Kurth nicht ausgeschlossen werden. Ornithologen halten die Infektionsgefahr im Frühjahr für am größten.

Als erster Schutz soll nach dem Grippe-Pandemieplan der Bundesregierung für 20 Prozent der Bevölkerung Oseltamivir (Tamiflu®) eingesetzt werden - primär für Gesundheitsberufe, Polizei und Grenzpersonal. Bevorratet sei Tamiflu derzeit für zehn Prozent der Bevölkerung, was Kurth für unzureichend hält.

Die Wahrscheinlichkeit, daß zunehmend Vogelgrippe-Viren auftreten, die gegen Neuraminidase-Hemmer resistent sind, stuft man beim Unternehmen Roche als gering ein. Am Freitag war in der Zeitschrift "Nature" ein Bericht über ein Oseltamivir-resistentes H5N1-Virus erschienen (wir berichteten).

Das Virus war bei einer Frau in Vietnam isoliert worden, die zunächst nur eine prophylaktische Dosis (75 mg/Tag), schließlich eine therapeutischen Dosis (zweimal 75 mg täglich) Oseltamivir erhalten hatte.

Möglicherweise, so Dr. Roland Selzer von Roche, war die Dosis anfangs zu niedrig. Aus Beobachtungen bei anderen Influenzakranken wisse man, daß bei einer Therapie mit zu niedrigen Oseltamivir-Dosen Resistenzen auftreten können.

Eine prophylaktische Einnahme werde daher im Einklang mit WHO-Empfehlungen bisher nur bei Risikogruppen empfohlen, etwa Geflügelbauern, in deren Betrieben H5N1 auftritt, sagte Selzer zur "Ärzte Zeitung".

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