Gefitinib bremst Wachstum von Kopf-Hals-Tumor

INNSBRUCK (arn). Kopf-Hals-Tumoren werden bei etwa 80 Prozent aller Patienten erst im fortgeschrittenen Stadium diagnostiziert. Die Therapieoptionen sind begrenzt; die Palliation ist oberstes Behandlungsziel. Jetzt macht ein neuer Ansatz zusätzlich zu Strahlen- und Chemotherapie von sich reden: Die Blockade des Rezeptors für den epidermalen Wachstumsfaktor (EGFR).

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Die Therapie bei fortgeschrittenen Kopf-Hals-Tumoren ist praktisch immer multimodal: "Standard ist die simultane Radiochemotherapie, mit der in neueren Studien Drei-Jahres-Überlebensraten über 40 Prozent erreicht wurden", sagte Privatdozentin Dr. Diana Lüftner von der Charité in Berlin. Wie sie auf einem Symposium von AstraZeneca bei einer Hämatologie- und Onkologie-Tagung in Innsbruck berichtete, ist jedoch vielen Patienten eine Chemotherapie wegen der hohen Mukositisrate kaum zumutbar.

Studie bei Patienten mit fortgeschrittenem Tumor

Die Beobachtung, daß der EGF-Rezeptor in Plattenepithelkarzinomen häufig übermäßig synthetisiert werde und eine hohe Rezeptorsynthese mit einer schlechten Prognose einhergehe, habe nun einen neuen molekularen Therapieansatz ermöglicht, so Lüftner. Erprobt wurde die Rezeptorblockade mit dem EGFR-Tyrosinkinase-Hemmer Gefitinib (Iressa®) in einer Phase-II-Studie bei 47, meist mehrfach zuvor therapierten Patienten mit metastasiertem oder lokal fortgeschrittenem Kopf-Hals-Tumor.

Positives Ergebnis auch bei der Überlebenszeit

"Die Ansprechrate von knapp elf Prozent ist hoch. Bei weiteren 45 Prozent der Patienten stabilisierte sich der Tumor, teilweise über mehr als sechs Monate", berichtete Lüftner. Auch die Überlebenszeit von im Mittel elf Monaten sei ausgesprochen lang. Üblicherweise liege sie bei drei bis sechs Monaten. Zudem sei Gefitinib gut verträglich und erscheine daher sehr geeignet für die Anwendung innerhalb eines palliativen Konzepts.

Da experimentelle Studien eine deutliche Verstärkung der antitumoralen Wirkung bei Kombination von Gefitinib mit der Bestrahlung ergaben, wird dieser Ansatz jetzt in einer Phase-I-Studie geprüft. Die bislang in die Studie aufgenommenen Patienten sprachen alle mit einer Vollremission auf die Radiotherapie plus Gefitinib an. Als vielversprechend bewertete Lüftner auch die zweifache Rezeptorblockade mit Gefitinib und dem EGFR-Antikörper Cetuximab.

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