Bei Schilddrüsen-Knoten über 2 cm wird es ernst

HALLE / SAALE (gwa). Die Prognose bei follikulärem Schilddrüsen-Karzinom (FTC) könnte besser sein. Wichtigste Voraussetzung dafür ist, daß Betroffene früher als bislang operiert werden. Derzeit ist es offenbar so, daß viele erst ab einem mittleren Tumordurchmesser von 4 cm operiert werden. Das belegen jedenfalls Ergebnisse einer aktuellen Studie. Betroffene haben dann aber oft schon Fernmetastasen. Bei einem solchen Befund ist die Überlebenszeit reduziert.

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Kollegen um Privatdozent Andreas Machens vom Universitätsklinikum Halle-Wittenberg in Halle / Saale haben untersucht, wie Tumordurchmesser sowie regionaler Lymphknotenbefall und das Vorkommen von Fernmetastasen korrelieren. Sie analysierten dazu Daten von 500 Patienten, die wegen eines Schilddrüsen-Karzinoms in der Uniklinik operiert wurden (Cancer 103, 2005, 2269).

366 der Patienten (73 Prozent) hatten ein papilläres Karzinom (PTC), 134 Patienten (27 Prozent) ein FTC. Auffällig war, daß der Tumordurchmesser bei der Operation in der PTC-Gruppe im Mittel 2 cm war, in der FTC-Gruppe dagegen mit 4 cm im Mittel doppelt so groß.

Ab 2 cm Durchmesser nimmt aber das Risiko für Fernmetastasen zu. Deshalb überrascht es nicht, daß in der PTC-Gruppe Metastasen in Knochen oder Lunge bei sechs Prozent der Patienten vorkamen und in der FTC-Gruppe dreimal soviele Patienten betroffen waren (18 Prozent).

Daß die Rate von Fernmetastasen von der Tumorgröße und nicht von der Tumorart abhängt, konnten die Kollegen auch belegen: Das Risiko war bei gleichgroßem Tumordurchmesser in beiden Gruppen ähnlich.

So hatte zum Beispiel kein Patient mit einer Tumorgröße bis 2 cm Fernmetastasen, egal ob er ein PTC oder FTC hatte. Ab 2 cm hatten wurden beiden Gruppen Lungenmetastasen entdeckt; Knochenmetastasen ab einem Durchmesser von 3 bis 4 cm. Je größer der Durchmesser, desto mehr Patienten waren betroffen.

Eigentlich ist die Prognose bei differenzierten Schilddrüsen-Karzinomen gut: Die Zehnjahres-Überlebensrate beträgt bei FTC etwa 70 Prozent; sie ist aber bei PTC mit etwa 90 Prozent. Und daß, obwohl PTC-Tumoren häufiger multifokal vorkommen (in der Studie 24 versus neun Prozent bei FTC) und häufiger regionale Lymphknoten befallen sind (40 versus 20 Prozent).

Ein Grund für die dennoch schlechtere Prognose bei FTC ist offensichtlich, daß Patienten häufiger schon Fernmetastasen haben, weil sie spät operiert werden. Bei Fernmetastasen sinkt die Zehnjahres-Überlebensrate auf 26 Prozent; die mediane Überlebenszeit beträgt dann etwa vier Jahre.



STICHWORT

Häufigkeit von Krebs und Knoten

Die Inzidenz von Schilddrüsen-Ca beträgt etwa 3 pro 100 000 Menschen. Papilläre und follikuläre Tumoren gehören zu den differenzierten Krebsen. Sie machen zusammen etwa 90 Prozent aller Schilddrüsen-Krebse aus.

Schilddrüsen-Knoten sind dagegen häufig: Etwa jede vierte Frau und knapp jeder fünfte Mann über 55 Jahren sind betroffen. Das ergab - wie berichtet - die Schilddrüsen-Erhebung Papillon. Ungefähr ein Drittel aller Schilddrüsenknoten haben einen Durchmesser über 2 cm. (gwa)

Lesen Sie dazu auch: Bei Schilddrüsenknoten ab 2 cm ist es Zeit, an die Op zu denken

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Feinnadelpunktion ist oft nicht verläßlich

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