Krebs

Zigaretten und Alkohol sind eine fatale Mischung

Der gleichzeitige Konsum von Tabak und Alkohol erhöht die Wahrscheinlichkeit für Krebs. Dabei sind auch die Gene von Bedeutung.

Alexander JoppichVon Alexander Joppich Veröffentlicht:

HEIDELBERG. Wer regelmäßig trinkt und raucht ist sehr viel anfälliger dafür, Krebs zu entwickelt. Darauf hat Professor Helmut Seitz, Direktor des Alkoholforschungszentrums (AFZ) in Heidelberg, bei der 15. Deutschen Konferenz für Tabakkontrolle hingewiesen. Da mehr als neun von zehn Alkoholikern auch rauchten, habe diese Kombination Einfluss auf die Behandlung von Patienten im Praxisalltag – Ärzte sollten den Zusammenhang auf die Krebspathogenese kennen.

Seitz erklärte den molekularen Mechanismus für die verstärkte Krebsentstehung bei Menschen, die beiden Laster frönen: Acetaldehyd, als erstes Stoffwechselprodukt beim Alkoholabbau im Körper, sei karzinogen. Da auch im Zigarettenrauch Acetaldehyd enthalten sei, habe der Konsum beider Substanzen einen hohen karzinogen Effekt auf den Organismus. Das Abbauprodukt schädige sowohl die DNA wie auch die Reparatur dieser.

Die Genetik sei weiterhin ein wichtiger Faktor für den Zusammenhang von Alkohol und Krebs, sagte der Chefarzt für Innere Medizin am Krankenhaus St. Vinzentius in Heidelberg bei der Veranstaltung im Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ). Bei den schädlichen Auswirkungen des Acetaldehyds gebe es einen ethnischen Faktor, so Seitz: 20 Prozent aller Kaukasier haben einen Genotyp von ADH1C, der zur Folge hat, dass beim Abbau von Ethanol mehr Acetaldehyd entsteht als normalerweise. Jedoch sei zudem auch umgekehrt ein großer Teil der Asiaten vom größeren Krebsrisiko bei Alkoholkonsum betroffen. Dies liege daran, dass diese im Vergleich zu Kaukasiern nur zehn Prozent des Enzyms ALDH2 produzierten: Dieses Enzym baut Acetaldehyd zu Essigsäure ab; ein Fehlen von ALDH2 führe logischerweise zum Anstieg des Acetaldehyd-Spiegels im Körper.

"Alkohol ist eine krebsauslösende Substanz", resümierte Seitz bei dem Kongress am DKFZ, und Rauchen verstärke die Gesundheitsgefahr durch biochemische Prozesse im menschlichen Organismus weiter. Der Konsum beider Substanzen in hohem Maße potenziere das Krebsrisiko. Der Forscher vom Heidelberger AFZ verwies auf eine Studie im International Journal of Cancer, wonach inzwischen rund jeder zwanzigste Krebsfall dem Alkohol zugeschrieben wird (International Journal of Cancer 2015; online 28. Oktober).

Schlagworte:
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Prostatektomie

Roboterassistierte Chirurgie senkt Komplikationsraten

Kooperation | In Kooperation mit: AOK-Bundesverband

Screening mit digitaler Brusttomosynthese

KI könnte jedes dritte Intervallkarzinom verhindern

Das könnte Sie auch interessieren
Was die MS-Behandlung auszeichnet

© Suphansa Subruayying | iStock

Lebensqualität

Was die MS-Behandlung auszeichnet

Anzeige | Merck Healthcare Germany GmbH
Unsichtbare MS-Symptome im Fokus

© AscentXmedia | iStock

Lebensqualität

Unsichtbare MS-Symptome im Fokus

Anzeige | Merck Healthcare Germany GmbH
Prognostizierbares Therapieansprechen?

© Stockbyte | gettyimages (Symbolbild mit Fotomodellen)

Antidepressiva

Prognostizierbares Therapieansprechen?

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Depression und Schmerz gehen häufig Hand in Hand

© brizmaker | iStock (Symbolbild mit Fotomodell)

Depressionsscreening

Depression und Schmerz gehen häufig Hand in Hand

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: Schematische Wirkprinzipien verschiedener immuntherapeutischer Ansätze beim Multiplen Myelom

© Johnson & Johnson

Therapie des Multiplen Myeloms

Ebnet die Präzisionsmedizin den Weg zur funktionellen Heilung dieser Neoplasie?

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Janssen-Cilag GmbH, Neuss
Abb. 1: APPULSE-PNH-Studie: Hämoglobin-Werte und ARC während des 24-wöchigen Studienzeitraums

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [8]

Paroxysmale nächtliche Hämoglobinurie (PNH)

Nach Umstellung auf Iptacopan: Hämoglobin-Wert klinisch relevant verbessert

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Novartis Pharma GmbH, Nürnberg
Tab. 1: Im Rahmen des Ringversuchs eingesetzte Anti-Claudin-18.2-Antikörperklone: Erfolgsraten und Problemanalyse. Berücksichtigt wurden Antikörper, die in 2 Laboren verwendet wurden

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [8]

Adenokarzinom des Magens/gastroösophagealen Übergangs

Claudin-18.2-Testung – wichtige Aspekte in der Praxis

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Astellas Pharma GmbH, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Ein Traum für jeden Patienten mit insulinpflichtigem Diabetes: Eine vollständig automatisierte Insulingabe mit Full-Closed-Loop (FCL)-Systemen dank künstlicher Intelligenz (KI).

© Iryna / stock.adobe.com

KI in AID-Systemen

Diabetes: Vollautomatisierte Insulinpumpen sind im Kommen

Patient mit Hypoglykämie, der seinen Blutzuckerspiegel mit einem kontinuierlichen Blutzuckermesssensor und einer Smartphone-App überwacht.

© martenaba / stock.adobe.com

Trotz Schulung

Die wenigsten Diabetes-Patienten reagieren adäquat auf Hypoglykämie

Mammografie-Screening bei einer Patientin

© pixelfit / Getty Images / iStock

Prävention

Mammografie-Screening: Das sind Hindernisse und Motivatoren