Radioaktive Tschernobyl-Folgen

Strahlende, deutsche Wildpilze

1986 kam es im Atomkraftwerk von Tschernobyl zur Nuklearkatastrophe. Mehr als 30 Jahre später sind dem Bundesamt für Strahlenschutz zufolge immer noch Wildpilze radioaktiv belastet.

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Maronenröhrlinge haben erhöhte Bq Cäsium-137-Werte.

Maronenröhrlinge haben erhöhte Bq Cäsium-137-Werte.

© Eileen Kumpf / stock.adobe.com

BONN. Auch 32 Jahre nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl sind die Auswirkungen in Deutschland zu beobachten. Das belegen Messergebnisse des Bundesamts für Strahlenschutz (BfS), nach denen Wildpilzarten in bestimmten Regionen Bayerns nach wie vor stark radioaktiv belastet sind.

Bei landwirtschaftlichen Produkten insgesamt sei die Belastung infolge des Reaktorunfalls von Tschernobyl aber deutlich zurückgegangen, die aktuellen Messwerte seien gering, heißt es in einer Mitteilung des BfS.

Bei einer Reihe wild wachsender Speisepilze würden immer noch deutlich erhöhte Werte des radioaktiven Cäsium (Cäsium-137) gemessen, welches nach dem Unfall in Tschernobyl ausgetreten ist. Demnach könnten beispielsweise Braunscheibige und Orangefalbe Schnecklinge oder Rotbraune Semmelstoppelpilze bis zu einige 1000 Becquerel (Bq) Cäsium-137 pro Kilogramm Frischmasse aufweisen.

"Bei einigen Wildpilzarten kann auch mehr als drei Jahrzehnte nach dem Tschernobyl-Unfall noch keine Entwarnung gegeben werden. Unsere Messergebnisse zeigen, dass die radioaktive Belastung dieser Pilzarten im Gegensatz zu anderen Lebensmitteln nach wie vor sehr hoch ist", wird BfS-Präsidentin Dr. Inge Paulini zitiert. Wegen seiner Halbwertszeit von rund 30 Jahren ist das aus dem Tschernobyl-Unfall stammende Cäsium-137 bisher erst rund zur Hälfte zerfallen.

Mit einer Mahlzeit höher belasteter Wildpilze könne dem Körper mehr Cäsium-137 zugeführt werden als mit Lebensmitteln aus landwirtschaftlicher Produktion innerhalb eines ganzen Jahres, heißt es in der Mitteilung weiter. Gesundheitliche Folgen seien nicht zu befürchten, wenn selbst gesammelte Wildpilze in üblichen Mengen verzehrt werden. Für Pilze, die in den Handel gebracht werden, gilt ein Grenzwert von 600 Bq / Kilogramm.

Die höchsten Gehalte an Cäsium-137 in Wildpilzen wurden in höher kontaminierten kleineren Gebieten im Bayerischen Wald, im Donaumoos südwestlich von Ingolstadt und in der Region Mittenwald gemessen. Diese Gebiete wurden durch den Reaktorunfall im Jahr 1986 zehnmal höher belastet als beispielsweise der Norden Deutschlands. In anderen Regionen sind die Werte in Pilzen wegen der geringeren Ablagerung von Cäsium-137 entsprechend niedriger.

Deshalb sind Pilze so stark belastet

Grund dafür, dass Wildpilze in den betroffenen Regionen deutlich stärker belastet sein können als landwirtschaftliche Erzeugnisse, ist die unterschiedliche Beschaffenheit von Waldböden und landwirtschaftlich genutzten Böden. Die Werte des Cäsium-137 in landwirtschaftlichen Produkten liegen laut BfS derzeit in Deutschland im Bereich von nur einigen Bq je Kilogramm und darunter. In Deutschland werden mit Nahrungsmitteln aus landwirtschaftlicher Erzeugung im Mittel weniger als 100 Bq Radiocäsium pro Person und Jahr aufgenommen.

Insgesamt sei die radioaktive Belastung von Lebensmitteln deutlich zurückgegangen. So sind die Cäsium-137-Werte bei Fischen aus Binnengewässern in Süddeutschland seit 1986 um den Faktor 200 gesunken. Bei Milch nimmt die Belastung stetig ab und liegt auf niedrigem Niveau. Bei Trink- und Grundwasser liegen nahezu alle Cäsium-137-Werte weit unter den Nachweisgrenzen. (eb)

Deutlich erhöhte Werte

Aktivitätsgehalte von mehr als 1000 Bq Cäsium-137 / kg Frischmasse wurden gemessen bei:

  • Orangefalben Schnecklingen,
  • Braunscheibigen Schnecklingen,
  • Rotbraunen Semmelstoppelpilzen,
  • Semmelstoppelpilzen,
  • Maronenröhrlingen,
  • Braunen Scheidenstreiflingen.
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